Tabatière Küsnacht und Verena Vollenweider Schlumpf. Eigentlich sind das nicht zwei Bedeutungen von zwei Begriffen, sondern es ist eine Bedeutung. Denn Tabatière Küsnacht und Verena Vollenweider Schlumpf sind Eins. Ich habe mit ihr gesprochen und Fantastisches über sie und ihr Business herausgefunden. Küsnacht liegt am Züricher See in der Schweiz.
Man kennt das Gesicht nicht am Telefon
Wir sind telefonisch verabredet für das Interview. Es klingelt, sie nimmt ab. Ich höre eine freundliche Stimme. Du weisst, wie das ist: Du hörst eine Stimme am Telefon, kennst aber das Gesicht nicht, und unweigerlich hast du ein Bild im Kopf, wie dein Gesprächspartner aussieht. Ich habe einen Vorteil. Ich weiss, wie Verena Vollenweider Schlumpf aussieht. Der Fotograf Christian Schmid war schon bei ihr:
Vermutlich weiss sie aber nicht, wie ich aussehe. Das holen wir doch mal nach:
„Wie erleben Sie derzeit die Verfügbarkeit von Kuba Zigarren?“ frage ich sie als erstes. Ihre Antwort überrascht mich. „Wissen Sie,“ beginnt Frau Vollenweider Schlumpf, „wie man so schön sagt: Früher, hat man die Kuba Zigarren einfach verkauft. Die Kunden kamen in den Laden, sagten welche Kuba Zigarren sie wollten, und kauften sie.“ Sie bleibt ganz kurz still, und fährt fort: „Aber heute erlebe ich diese Verknappung als Chance. Denn jetzt können wir wieder die Kunden beraten und ihnen Alternativen bei den Zigarren aufzeigen.“
„Meinen Sie Alternativen zu Non Kuba Zigarren?“ frage ich sie. „Ja, auch,“ erklärt sie, „aber wissen Sie, meine Liebe gehört den Kuba Zigarren. Wir haben den Status Habanos Specialist,“ erzählt sie weiter, „und sind daher privilegiert. Wir erhalten eine bessere Zuteilung durch den offiziellen Importeur (Intertabak AG), als ein Tabakgeschäft ohne Habanos Status.“
Ich merke, dass Kuba und die Zigarren von dort, ihr offenbar sehr am Herzen liegen. „Was bedeuten Ihnen Kuba Zigarren?“ frage ich. „Ich lebe für diese Zigarren,“ antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. Da steckt Leidenschaft dahinter, denke ich. Sie erzählt weiter: „Auch mein verstorbener Mann liebte Kuba Zigarren – er hat ausschliesslich Kuba geraucht.“ An ihrer Erzählung und an ihrer Stimme merke ich, dass sich hinter Verena Vollenweider Schlumpf eine schöne Story verbirgt. Ob ich sie ihr entlocken kann?
In der Lehre verliebte sie sich in ihren zukünftigen Mann
Ihre Lehre machte sie im Tabakfachgeschäft Nägeli in einer der Filialen der Region Zürich. Hier erkannte sie ihre Liebe zu kubanischen Zigarren – vor allem zu den Davidoff Zigarren. „Das waren die besten Zigarren, die ich damals kannte. Auch heute noch schwärme ich davon.“ In ihrer Lehre lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen. Er war ein freundlicher Kunde mit auserlesenem Geschmack. Mit der Zeit verliebten sich die beiden ineinander. Die Heirat folgte als nächster Schritt irgendwann nach ihrer Lehre. Der berufliche Werdegang führte Verena in verschiedene Branchen.
Im Jahr 1986 ergab sich die Gelegenheit, die Tabatière Küsnacht zu übernehmen, weil die Besitzerin in Rente ging und keinen Nachfolger hatte. „Verena,“ sagte Kurt, ihr Mann, „wie wär’s: Hättest du Freude und Lust diesen Laden zu übernehmen? Es wäre eine Win-Win-Situation für uns alle: Wenn ich dir den Laden kaufe, bekommst du deinen Traumberuf und ich immer die besten Zigarren – was wollen wir mehr?“
Eine Sekunde später antwortete sie: „Ja, aber klar doch!“ Was für eine Freude! Sie konnte ihrer Leidenschaft nun endlich ganz fröhnen. Denn sie und ihr Mann genossen während all der Jahre davor viele kubanische Zigarren (und danach natürlich auch).
Die Liebe zu kubanischen Zigarren und ein stiller Moment
Ihre Stimme erhellt sich, als sie erzählt: „1994 waren mein Mann und ich zum ersten Mal auf Kuba. Wir machten damals eine Weltreise. Mit einem gemieteten Auto haben wir die Insel erkundet. Das war abenteuerlich! Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen…“, das hoffe ich doch, dachte ich, und war ganz und gar Ohr, was sie mir erzählt. Sie führt aus, wie sie die Strassenverhältnisse erlebten, wie herzlich, gastfreundlich und unkompliziert die Kubaner waren, wie sie bei der Tabakernte zuschauen durften – und, ja, es war einfach fantastisch.
„Dann kamen wir eines Tages nach Trinidad. Dort wollte uns jemand eine Kiste gefälschte Montecristo verkaufen. Wir gaben vor, Interesse zu haben, denn wir wollten als Tabakliebhaber kubanischer Zigarren mal wissen, was da jetzt passieren wird. Aber, wissen Sie, mein Mann hatte mehr Interesse am Dekoltée der Kubanerin, als an den gefälschten Zigarren.“ Verena lacht laut auf und ich ebenfalls.
Dann wird sie ein paar Sekunden still. Ich lasse ihr die Zeit zum Nachdenken. Ihre Stimme senkt sich etwas, als sie weiter erzählt. „Auf meiner letzte Kuba Reise war ich alleine. Ich fuhr mit einem gemieteten Auto nach Pinar del Rio zur Robaina Farm. Ich plante, in einem Hotel oder in einer Casa Particular (Übernachtung bei Privaten) zu übernachten. Dummerweise habe ich im Hotel in Havanna meinen Reisepass vergessen. Niemand liess mich deshalb übernachten. Schlussendlich fand ich ein Hotel in Pinar del Rio und ich konnte über Nacht ein Zimmer beziehen. Es war mir etwas unheimlich dort. Denn es fand gerade ein berauschendes Fest statt, und die Menschen brüllten und polterten in der Nacht.
Am nächsten Tag kam ich bei Robaina an, aber Hirochi Robaina (der Neffe des legendären Alejandro Robaina), war auf einer Reise und nicht da. Ich setzte mich in den berühmten Schaukelstuhl, bekam etwas zum Trinken und ich zündete mir eine kubanische Zigarre an. Ich sass hier, in mich versunken und friedlich und erkannte einen ganz wunderbaren, stillen und glücklichen Moment.“
Stille.
Dann sagt sie: „Dieser Moment gab mir die Bestätigung, dass ich in der richtigen Branche bin. Kuba Zigarren sind mein Leben.“
Warum soll man sich beim Anzünden einer Zigarre beeilen (Jetflame), wenn man danach eine Stunde Zeit mit der Zigarre verbringt?
– Verena Vollenweider Schlumpf
Tabatière Küsnacht besuchen, sich beraten lassen und einkaufen
Kuba Raucher sind toleranter zu Zigarren
Das sind herrliche Anekdoten aus ihrem „Zigarren-Leben“, nicht wahr? Ich bin mir sicher, Verena Vollenweider Schlumpf könnte mir noch so einiges erzählen. Das gäbe einen interessanten Dokumentarfilm! Sie ist ein besonderer Mensch, ist mein Gedanke. Deshalb frage ich: „Was für Menschen kaufen bei Ihnen ein?“ Sie räuspert sich und sagt: „Vom Arbeiter, zum Banker und Unternehmer habe ich alle Arten von Kunden. Mit grosser oder kleiner Geldbörse. Ich lebe vor allem von meinen Stammkunden, zu ihnen habe ich ein persönliches Verhältnis. Mir ist schon seit langem aufgefallen, dass Kuba Raucher toleranter zu Zigarren sind.“
„Was meinen Sie?“, frage ich nach. „Wenn mal ein Deckblatt nicht so super toll ist, oder eine Zigarre in seltenen Fällen mal nicht ganz gut zieht, dann sagt ein Kuba Raucher gerne: Das ist ein Naturprodukt, das kann vorkommen. Vor allem wenn man weiss, mit welchen Mitteln auf Kuba Tabak angebaut und verarbeitet wird, bis die Zigarren gerollt und exportiert werden. Das ist nicht vergleichbar mit anderen Ländern, in denen Zigarren hergestellt werden.“
„Was kaufen Ihre Kunden mehr: Kuba oder Non Kuba?“ frage ich. „70% Kuba, 30% Non Kuba“, antwortet sie und ergänzt: „Das ist auch klar, warum das so ist: Ich liebe Kuba Zigarren. Ich liebe sie, so einfach ist das.“
Ist das nicht herrlich, diese Liebe und diese Leidenschaft? ?
Etwas möchte ich auch wissen: Welche Top 3 Kuba Zigarren sie am liebsten mag? Zack – ich bekomme eine schnelle Antwort: „Cohiba Siglo II, H. Upmann Half Corona und die Cohiba Maduro Genios.“
Die Empfehlung an den Einsteiger
Ich möchte wissen, was sie einem Einsteiger empfiehlt, der gerne Zigarren probieren möchte. „Ich empfehle ihm drei verschiedene Länder,“ erklärt sie mir. „Auf jeden Fall ist immer eine Kuba Zigarre dabei. Oft empfehle ich die Hoyo Epicure No. 2 und dann noch zwei Zigarren aus anderen Ländern. Ich achte dabei, dass es eher leichte Zigarren sind, die aber dennoch ein gutes Aroma haben. Ich empfehle, die Zigarre zum ersten Mal nach dem Essen zu rauchen. Ich erkläre ihm, wie er sie anschneidet, anzündet und wie er sie pafft. Die Zigarre, die ihm geschmeckt hat, von ihr soll er den Zigarrenring behalten und ihn mir beim nächsten Einkauf mitbringen. So weiss ich, welche Aromen er gerne mag und ich kann ihm weitere Zigarren empfehlen.“
Unser Gespräch neigt sich dem Ende zu. Es war mir eine ausserordentliche Freude. Was für eine Liebe und Leidenschaft für kubanische Zigarren ich bei Verena Vollenweider Schlumpf erleben durfte. Danke dafür!
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