Versunken im Midnight Smoke

Midnight – Mitternacht. Ich kann nicht schlafen. Meine Gedanken sind beim Drehbuch für einen Dokumentarfilm. Fantastische Auftragsarbeit. Ich muss meine Energie loswerden und runter fahren. Havanna, wir kommen! Aber alles der Reihe nach.

06:30 Uhr, der Tag beginnt

EINBLEDEN. Innen, Zizo-Studio. Früh morgens, dunkel.

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Mein Arbeitstag beginnt heute um 06:30 Uhr. In Liestal ist es noch dunkel (hier ist mein Studio). Es ist neblig und so ähnlich fühlen sich meine Gedanken an. Heute arbeite ich an einem Drehbuch für einen Dokumentarfilm. Wobei das Wort Drehbuch falsch gewählt ist; es handelt sich vielmehr um einen roten Faden. Vieles im Film wird spontan gefilmt, wobei natürlich klar ist, was der Film aussagen soll.

Ich mache mir einen türkischen Kaffee und öffne die Balkontüre. Frische und kühle Luft strömt hinein. Das tut gut und ich hoffe, dass sich mein Gehirn-Nebel dadurch auflösen möge. Ich nehme meine Notizen zur Hand. Ein paar Tage zuvor hatte ich ein Projektmeeting mit dem Kunden und wir besprachen diverse Details. Diese Notizen gilt es nun zu strukturieren und einen ersten Leitfaden zu skizzieren.

Die Kaffeemaschine piepst. Der türkische Kaffee ist fertig. Er ist heiss, schwarz und köstlich! Das brauche ich jetzt. Ich lese meine Notizen und erste Gedanken vertreiben den Nebel aus meinem Gehirn. Es windet und der Wind bläst eine kühle Brise ins Studio. Die Bäume beim nahegelegenen Wand rauschen. Ich trete auf den Balkon, die heisse Tasse in der Hand. Ich nehme einen Schluck und verbrenne mir dabei die Zunge. Perfekter Tagesbeginn.

Der Wind ist mir zu kalt, deshalb gehe ich wieder hinein. Ich setze mich an den Schreibtisch. Auf meinem Tablet beginne ich das Skript zu strukturieren. Den Kaffee lasse ich etwas abkühlen und der nächste Schluck vom Kaffee schmerzt immer noch auf der Zunge. Ich merke nicht, dass sich mein Gehirn-Nebel schon aufgelöst hat und ich bin tief versunken in das Filmprojekt.

19:30 Uhr – jetzt ist aber mal gut!

WEICHER ÜBERGANG. Innen, zu Hause. Abends.

13 Stunden später. Es ist 19:30 Uhr. Ich bin erledigt und hungrig. Jetzt erst Mal nach Hause fahren und essen. Gegen 23 Uhr komme ich immer noch nicht zur Ruhe. Es passiert selten, dass ich meiner Frau sage: “Schatzi, ich fahre nochmals ins Studio. Muss übers Projekt nachdenken und eine Zigarre dazu paffen.” -“Du bist ein Spinner, aber mach’ nur,” erwidert sie. Unsere Katze miaut aufs Mal los, als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Sie will doch tatsächlich, dass ich sie nochmals streichle und massiere, wie schon eine Stunde zuvor.

“Nimm dir doch noch fünf Minuten Zeit für sie,” sagt meine Frau. Ich will ihr lieber nicht widersprechen. Also erfülle ich den Wunsch unserer Katze. Kurz darauf fahre ich ins Studio. Schon wieder dunkel draussen, denke ich beim Fahren. Im Studio eingetroffen nehme ich eine H.Upmann Piramides aus dem Jahr 2016 aus dem Humidor. Cut. Fire. So, und jetzt: abschalten.

Versunken im Midnight Smoke

WEICHER ÜBERGANG. Innen, Zizo-Studio. Spät abends.

Ich sitze im Sessel, die Zigarre glimmt. Im Hintergrund läuft das Album Kind Of Blue von Miles Davies (1969). Unfassbares Genie, der Typ. Ich lausche der Musik und die Raumnote der Zigarre ist brillant; reich und voll duftet es im Raum. Die Zigarre ist sehr aromenreich: Holz und Nuss, Kakao und retronasal fantastische Röstaromen nach glimmendem Holz und Espressobohnen.

Versunken im Midnight Smoke

Die ersten Lieder des Albums sind eher von ruhiger Natur und es hilft, mich nach wenigen Minuten bereits zu entspannen. Ich lausche der begnadeten Musiker und dem Spiel von Miles Davies. Die Zigarre glimmt perfekt und langsam. Der Rauch steigt empor und es ist, als ob er sich zum langsamen Rhythmus des Jazz hin und her bewegt und sich graziös verflüchtigt.

Ich bin ganz versunken in den Genuss der Zigarre und der Musik. Meine Gedanken kommen zur Ruhe. Mir fällt auf, dass ich fast zur Hälfte der Zigarre gedanklich nicht am Filmprojekt gearbeitet habe. Plötzlich erreicht mich eine kurze Sequenz der Musik im völligen Gleichklang des Zigarrengenusses; unweigerlich denke ich an Havanna auf Kuba.

In Havanna

TRAUM-ÜBERBLENDUNG. Aussen, Havanna, Abendsonne.

Mein Studio um mich herum verblasst und Havanna materialisieret sich um mich herum; ich stehe in der Abendsonne am Malecon mit meiner Frau. Wir blicken aufs Meer hinaus, die Wellen glitzern goldfarbig. An uns fahren die Oldtimer mit den Touristen vorbei. Die Menschen sitzen auf der Mauer und unterhalten sich anregend.

Wir schlendern zurück in Richtung Capitol über den Prado. Wir entdecken ein Restaurant im ersten Stock und essen dort vorzüglich zu Abend. Unweigerlich denke ich an die derzeit sehr schwierige Situation der kubanischen Bevölkerung. Einen Gedanken weiter bin ich wieder im Restaurant. Mittlerweile ist es schon fast dunkel und meine Frau und ich blicken vom Restaurant auf den Prado. “Hier in der Nähe werde ich also im Juli 2023 filmen,” denke ich.

TRAUM-ÜBERBLENDUNG ENDE. Innen, ZiZo-Studio, Nacht.

Ich sehe den fertigen Film vor mir und es fühlt sich gut an. Der Film wird nämlich davon handeln: Auf Spurensuche in Havanna; wie die Habanos Zigarre ihren Weg in die Welt fand. Die Stadt löst sich um mich herum auf und ich erkenne, dass ich in meinem Studio sitze. Es sind etwa 1.5 Stunden vergangen. Meine Zigarre ist bereits beim Finale angekommen. Ich fahre zufrieden nach Hause.

Versunken im Midnight Smoke

AUSBLENDEN. ABSPANN.

Versunken im Midnight Smoke

Das ist unsere Katze ?

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Antworten

  1. Du katapultierst mich gedanklich in den November zurück …
    Diesen hab ich in Cuba verbracht. Höhen und Tiefen, Freuden und Leid und doch immer Cuba.
    Diese Insel lässt mich nicht mehr los …

    1. Oh, wow, du warst im November dort. Die Lage spitzt sich zu, ich weiss. Ich freue mich auf jeden Fall auf Havanna. Ende Juni ist es am heissesten und feuchtesten dort. Ich trainiere bereits, damit ich fit bin.

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