Zufall oder Können? Vasilij im Interview über FlashCigar

Vasilij

Die September 2017-Ausgabe “FlashCigar”, der Onlinezeitschrift von ZigarrenZone, war die bis anhin am meist beachtete Ausgabe. Die Erstausgabe erschien im April 2016. Hier sind alle Ausgaben gelistet. Einige der Leser haben mir zur September-Ausgabe Fragen gestellt. Da dachte ich mir, dass ich ein “Interview” zusammenstellen könnte. Also, hier ist es. Viel Spass beim Lesen 🙂

Foto unten: Ich verkoste eine La Escepcion Gran Gener aus den frühen 1970er Jahren. Das war eine der Stories in der September-Ausgabe 2017.

Hab’ dich wieder gefeiert wegen der Verlosung – mega! Zahlst du das eigentlich selber? Danke 🙂 Die Zigarren werden grosszügiger weise von den Zigarrenherstellern zur Verfügung gestellt. Bei dieser Verlosung war es VILLIGER. Ich frage an und meistens klappt es. Bevor ZigarrenZone und FlashCigar so erfolgreich wurden, habe ich die Zigarren aus meinem Privatbestand verlost. Ab und zu verlose ich Einzelexemplare immer noch aus meinem Privatbestand.

Wie bist du auf die Idee zu FlashCigar gekommen? Ich habe Anfang 2016 das Leserverhalten analysiert und mit Zigarrengeniessern gesprochen. Sehr schnell wurde mir klar: Der Leser braucht heutzutage eine “schnelle” Übersicht über Zigarrenthemen. Will er mehr über ein Thema erfahren, klickt er drauf und bekommt die vollständige Information. Deshalb auch der Name “Flash”.

Foto unten: Ich zelebriere die Weltpremiere April 2016. Mit einer Rum Rarität und einer Davidoff.

Da steckt ein enormer Aufwand dahinter. Welche Technik steckt dahinter und wie viel Zeit brauchtest du für die neue Ausgabe? Zunächst erstelle ich pro Seite ein PDF-Dokument mit dem Text und den Fotos. Danach fasse ich alle Seiten zusammen und lade sie zum Dienstleister “yumpu.com” hoch. Dort versehe ich alles mit den entsprechenden Links. Extrem aufwendig. Für die September-Ausgabe mit 36 Seiten habe ich fast 80 Stunden gearbeitet. Das ist bereits mit dem Workflow, den ich entworfen habe, optimiert. Hinzu kommen noch die Besuche bei verschiedenen Lounges oder Händlern, um die Beiträge zu schreiben. Alles in allem etwa 100 Stunden.

Foto unten Weltpremiere April 2016: Die Grafiksoftware “Affinity Photo” für MAC. Hier gestalte ich die einzelnen Seiten und generiere daraus die PDF-Seiten.

Foto unten, Weltpremiere April 2016: Auf dem Tablet und dem Desktop kann auf Wunsch des Lesers eine Doppelseite dargestellt werden. Die bepinnten Links werden hellblau (mittlerweile sind sie rötlich) dargestellt und der Leser erkennt sofort, wo er drauf klicken kann.

Könnte man von FlashCigar leben? Vorausgesetzt, es wäre eine Zeitschrift? Eine kurze Antwort ohne Erklärung: Nein. Eine längere Antwort mit der Erklärung: Sehr riskant.

Eine Neulancierung einer Zeitschrift in Papierform halte ich heutzutage für sinnlos. Da gibt es schon etablierte und gute Zeitschriften. Deshalb habe ich auf die Onlinezeitschrift FlashCigar gesetzt.

Um von FlashCigar seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können müsste alles viel grösser sein. Auch der Blog “ZigarrenZone”, also nicht nur FlashCigar. FlashCigar müsste in verschiedene Sprachen übersetzt werden: Englisch, Spanisch und Französisch. Ich habe mich sogar schon erkundigt – bei Übersetzungsdienstleistern. Ein “normal” langer Text kostet rund EUR 150. Bei 15 Texten sind das EUR 2’250. Eine Sprache. Das mal 3 = EUR 6’750. Bei der Menge bekommt man evtl. einen Rabatt, dann kommt es je nach Anbieter zwischen EUR 4’000 bis EUR 6’000. Wenn die Texte länger sind, wird es teuerer. Zuzüglich braucht man noch Redaktionsmitarbeiter, die dieser Sprachen mächtig sind, um etwaige Fragen von Lesern zu beantworten. Realistisch kommt hier auf einen Betrag von ca. 50’000 EUR pro Monat, um bloss die Übersetzungen oder die Lohnkosten der Redaktionsmitarbeiter zu bezahlen.

Du bist abhängig von der Zigarrenindustrie. Je nachdem wie sich die Gesetze entwickeln, haben sie mehr oder weniger Marketingbudget. In einem Jahr kannst du viel Umsatz generieren und weisst nicht, wie es sich im nächsten Jahr entwickeln wird. Ich habe das schon detailliert durchgerechnet. Sehr riskant. Da lasse ich es lieber so wie es ist: Es ist ein Privatprojekt, ein Hobby, mit überschaubaren Kosten.

Foto unten: Im Jahr 2016 noch in der alten Location. Da arbeite ich gerade an der Herbst-Ausgabe 2016 von FlashCigar.

Sind kubanische Zigarren im Preis-Leistungs-Verhältnis überbewertet? Diese Frage hat mit FlashCigar nichts zu tun. Aber ich beantworte sie an dieser Stelle gerne, weil noch mehr Leser gespannt auf eine Antwort sind 🙂 

Auch hier wieder eine kurze Antwort ohne Erklärung: Nein. Und eine längere Antwort mit Erklärung: Nein 🙂 Ich verstehe natürlich die Aufregung: “Sie ziehen nicht, sie schmecken nicht, deshalb zu teuer.”

ABER:

Bevor man in eine solche Diskussion einsteigt und “mitschreit”, sollte man versuchen die Situation der kubanischen Tabakbauern zu verstehen. Kuba hat enorme Probleme und verfügt nicht über Geldmittel, wie es andere Hersteller ausserhalb Kuba tun können. Kubanische Zigarren müssen je nach Marke und Format ein paar Jahre reifen. Das ist nun mal so. Kuba hat keine Ressourcen. Sie können den Tabak nicht jahrelang lagern, um ihn reifen zu lassen, wie es andere Länder tun können. Das Fleckchen Erde auf Kuba ist klein, um Tabak anzubauen. Missernten führen immer wieder dazu, dass sie zu wenig Tabak haben. Also können sie den Tabak nicht jahrelang lagern, sondern sie müssen ihn schneller zu Zigarren verwerten. Der Tabak “lebt” aber weiter und muss deshalb im heimischen Humidor zunächst fachgerecht gelagert werden. Frische Ware (etwa 2 Monate ab Boxingdate) sind bereits herrlich zum verkosten. Danach wird es immer schwieriger: Die Zigarren schmecken bitter, sauer, kratzig, bissig. Sie ziehen vielleicht auch schlecht (hat aber in 99,9% mit falscher Lagerung zu tun). Deshalb ist die Meinung populär: Schlechtes Preis- Leistungsverhältnis. Aber das halte ich für die falsche Betrachtungsweise. In meinem GenussBrief vom August 2017 bin auf das Problem der Deckblätter eingegangen. Schau es dir mal an, da gehe ich näher auf das Problem ein. 

Foto unten: Henry Clay Pre 1960.

20000 Abrufe in 11,5 Stunden? Sind das Leser oder Seitenaufrufe? Das sind Seitenaufrufe. Die September-Ausgabe 2017 ist die bisher erfolgreichste Ausgabe. Nach 11,5 Stunden erzielte sie die magische Zahl “20’000”. Nach 14 Stunden hat sie schon fast 23’000 Seitenaufrufe erzielt. Das ist so viel in rund der Hälfte Zeit, als die März-Ausgabe 2017 in 36 Stunden mit den Habanos-Neuheiten erreichte. Ich bin gespannt, wie viel es dieses Mal nach 36 Stunden sein werden.

Warum ist FlashCigar so beliebt? Oder flunkerst du uns an aus Marketinggründen? Das sind zwei sehr gute Fragen. Zuerst zur zweiten Frage, ob ich aus Marketinggründen flunkere. Das tue ich natürlich nicht. Meinen Werbepartnern biete ich Zahlentransparenz. Das heisst: Sie erhalten von mir die Zahlen von Google Analytics. Auf Wunsch liefere ich ihnen auch die einzelnen Abrufzahlen ihrer Beiträge im Blog. Meines Wissens tut so etwas kein anderer Blog.

Dann zur ersten Frage, warum FlashCigar so beliebt ist: FlashCigar bietet einen schnellen und einfachen Überblick über Zigarrenthemen. Sie ist auf das Tablet und Handy optimiert, kann aber auch noch komfortabler am Desktop-PC angeschaut werden. Sie enthält interessante und spannende Themen und kommt vom optischen Design her modern und ansprechend rüber. Das kommt dem Leserverhalten zugut: Mobile, schnelle und attraktive Informationsbeschaffung.

Foto unten: Martina Kleinlagel mit Vasilij Ratej. Martina hat für die Weltpremiere April 2016 die Titelstory organisiert: Dean Parsons von EPIC Cigars 🙂 

Die Produktion von Cigar Flash ist das Eine. Das Andere ist die Vermarktung – wirkt auf mich total durchdacht. Können oder Zufall? Es heisst FlashCigar, und danke für diese Frage 😀 Ich habe in meinem HelfRecht-Managementplaner eine generelle Workflow-Abfolge notiert. Die verwende ich für alle Ausgaben. Die einzelnen Punkte sind mit Deadlines befristet (End-Datum):

  • Recherche für Ausgabe (bis drei Monate zum Voraus)
  • Besuche durchführen
  • Beiträge schreiben inkl. Fotobearbeitung
  • Kontrolle Beiträge Titelfoto, Fotos, Links, Kategorie inkl. FC MONAT
  • Beiträge SEITE passwortgeschützt Korrekturlesen Vorsteller
  • Beiträge SEITE Vorsteller korrigieren, passwortgeschützt löschen
  • Beiträge BEITRAG Vorsteller 1:1 korrigieren und scharf stellen
  • Beiträge Kontrolle Rechtschreibung
  • Beiträge Kontrolle Links intern, Links extern
  • Kategorie FC MONAT löschen
  • Kontrolle Inseratenanblieferung
  • Kontrolle PR Werbepartner
  • AF Seiten fertig (Affinity Foto Software) inkl. PDF
  • PDF hochgeladen
  • Links hinzufügen
  • Kontrolle Design Yumpu Handy, Tablet, Desktop
  • Kontrolle Links Yumpu Handy, Tablet, Dektop
  • ENDKONTROLLE Beiträge Titelbild, Links, Kategorie
  • Beiträge online scharf stellen
  • FB Beiträge planen für automatische Veröffentlichung
  • GenussBrief Sonderausgabe fertig und programmiert für Versand
  • Kontrolle FB automatische Veröffentlichung
  • Kontrolle Seitenabrufe
  • Kontrolle Kommentare und Antworten
  • Etwaige Korrekturen vornehmen bei Beiträgen (Rechtschreibung, Links)

Daher: Können ? So, und jetzt hab’ ich keinen Bock mehr Fragen zu beantworten. 

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