Die Havannas werden nicht knapp werden

“Die Havannas werden nicht knapp werden,” sagt Heinrich Villiger im Zigarren.Zone Interview. Heinrich Villiger ist unbestrittene Grösse der Zigarrenbranche. Er ist Besitzer der Villiger-Gruppe Schweiz, in Deutschland und Indonesien. Bei 5th Avenue ist er Geschäftsführer und offizieller Importeur kubanischer Zigarren in Deutschland. In der Schweiz ist er Vize-Präsident der Intertabak AG, Importeur kubanischer Zigarren.

Zigarren.Zone Interview mit Heinrich Villiger
Heinrich Villiger im Zigarren.Zone Interview. Fotografin: Nina Bauer / Foto zur Verfügung gestellt durch villiger.de

Herr Heinrich Villiger, herzlich willkommen im Zigarren.Zone Interview. Was bedeutet es für Sie, eine Zigarre zu verkosten?

Im Büro und auch zu Hause habe ich immer mehrere Provenienzen griffbereit. Wenn ich Zigarren rauche, bin ich immer am “Verkosten”. So wird der Zigarrengenuss erst richtig spannend.

 
Können Sie sich noch an Ihre erste Zigarre erinnern? Was war der Anlass und welche Erinnerung haben Sie an den Geschmack?

Meine erste Zigarre war ein Stumpen – auch Stumpen sind Zigarren. Und ich war noch ein Bub. Das hatte mich damals nicht vom Stuhl gerissen – auch das erste Glas Wein schmeckt einem nicht.

 
Sich Zeit nehmen zum geniessen, eine Zigarre zu rauchen, etwas dazu trinken, ein gutes Gespräch dazu führen. Warum sind das Werte, die immer wichtiger werden in der heutigen, immer hektischer werdenden Zeit?

Es ist schon so, dass der Alltag immer “stressiger” wird, Sitzungen, Computer, Maschinen, neue Probleme. Eine Zigarre beruhigt und regt umgekehrt auch an. Ich habe das Glück, bei der Arbeit noch rauchen zu dürfen.

 
Immer mehr Menschen entdecken für sich den Genuss. Was ist heute denn anders, als vor 10, 20 oder 30 Jahren?

Um den Genuss zu entdecken, braucht es auch Gelassenheit, Zeit zur Entspannung. Wenn sie einem nicht geschenkt wird, muss man sie suchen, sie selbst nehmen. Das war schon immer so, früher wie auch heute.

 
Lassen Sie uns jetzt nach Kuba reisen. Die Medien berichten davon, dass es eine Verknappung kubanischer Zigarren geben wird, sobald der USA-Markt geöffnet wird. Wie sehen Sie das?

Im Moment sind das erst kleine Signale, über die sich die Menschen in beiden Ländern freuen. Von einer Marktöffnung sind wir weit entfernt. Kurzfristig sehe ich die nicht. Die Havannas werden nicht knapp werden.

 
Was können Sie den Lesern von Zigarren.Zone etwas näher darüber erzählen?

Die Kubaner beobachten den Zigarrenmarkt sehr genau, denn der Export bringt die dringend benötigten Devisen. Der US-Markt ist stark umkämpft. Problematisch sind die Markenrechte, welche Kuba in USA nicht besitzt.

 
Verlassen wir nun Kuba, steigen in ein Raumschiff und fliegen in den Orbit. Jetzt haben wir die perfekte Übersicht über die ganze Welt. Wie entwickelt sich gerade jetzt der Weg hin zum Genuss von Zigarren in den unterschiedlichen Regionen?

Mehr als 95 % der Welttabakproduktion wird zu Zigaretten verarbeitet. Es gibt nur zwei Zigarrenmärkte von Bedeutung: Westeuropa und USA. In diesen beiden Regionen haben wir eine positive Entwicklung. Dann folgt Asien.

 
Falls wir jetzt in eine Zeitmaschine steigen könnten, welche Voraussage könnten Sie für die Zukunft machen: Wie wird sich der Zigarrenmarkt entwickeln?

Das ist schwierig zu sagen. Der Druck der WHO und der “Gesundheitsindustrie” auf unsere Branche ist stark. Wir rechnen jedoch mit einem stetigen bescheidenen Wachstum.

 
Wie gedenkt VILLIGER und all seine geschäftlichen Beteiligungen, darauf zu agieren? Präziser gefragt: Wie gestaltet VILLIGER ganz aktiv den Zigarrenmarkt, ausgerichtet auf die Veränderungen der Gesetzgebungen und den Konsumveränderungen?

Wir konzentrieren uns auf 3 Marktsegmente: Zigarillos, Spezialitäten (wie “Krumme”, Stumpen, Virginias usw.) und Handmade Kopfzigarren. Keine Zigaretten und auch keine E-Zigaretten. Da haben wir keine Kompetenz.

 
Welches Geheimprojekt gibt es derzeit und was dürfen Sie den Lesern von Zigarren.zone darüber berichten?

Es gibt in unserer Branche, die 444 Jahre alt ist, keine Geheimnisse. Der erste Tabak wurde 1570 von Brasilien nach Lissabon verschifft. Die älteste Art, zu rauchen, ist der Pfeifen- und Zigarrengenuss. Der wird auch überleben.

 
Lassen Sie uns wieder in die Gegenwart gehen, genau dorthin, wo Sie sich gerade befinden. Geniessen Sie jetzt gerade eine Zigarre? Welche ist es und wie schmeckt sie Ihnen?

Inzwischen ist es spät geworden. Eine Zigarre ist kein Schlafmittel. Die nächste Zigarre wartet auf mich nach dem Frühstück. Es wird eine vollständig aus Bahia-Tabaken gefertigte Brasil sein.

Cigarjounal Artikel über Bahaia-Tabake

 
Wenn es eine einzige Sache gäbe, die Sie all den Zigarrengeniessern gerne geben würden, welche wäre das und warum?

Einen Ratgeber zum Zigarrengenuss. Dazu gibt es eine umfassende Literatur die auch bei guten Zigarrenhändlern verfügbar ist. Denn nur die richtige Lagerung und Behandlung, das Anschneiden, das Anzünden, usw. generieren letztlich einen optimalen Genuss.

 

Zigarren.Zone Interview mit Heinrich Villiger
Vasilij Ratej

Herr Villiger, im Namen der Leser von Zigarren.Zone bedanke ich mich herzlich für Ihre Zeit. Ich schätze das sehr. Ich wünsche Ihnen weiterhin viele genussreiche Momente!

 

 

 

 

 

Lebenslauf Heinrich Villiger

  • geboren am 30.05.1930 in Menziken, Kanton Aargau, Schweiz;
  • Staatsangehörigkeit: Schweizer
  • aufgewachsen im damals noch sehr ländlichen oberen Wynental, dem Zentrum der schweizerischen Zigarrenindustrie;
  • Volksschule in Menziken/Aargau und Pfeffikon/Luzern;
  • Bezirksschule in Reinach/Aargau;
  • Ecole Supérieure de Commerce, Neuchâtel:
  • Handelsdiplom 1949
  • Handelsmatur 1950 (entspricht dem deutschen Abitur)
  • Eintritt in das Familienunternehmen im Herbst 1950, anschließend 1 ½ Jahre Rohtabakausbildung in den USA, Puerto Rico, Kuba und Dominikanische Republik;
  • nach der Rückkehr nach Europa ab 1952 Fortsetzung der Rohtabakausbildung in Holland (Tabakbörse), Aufenthalte in Brasilien und in der Türkei, anschließend Ausbildung in der Technik der Zigarren- und Zigarettenherstellung;
  • ab 1954 Teilhaber der Villiger-Unternehmen in der Schweiz und in Deutschland, Mitglied der Verwaltungsrates der Villiger Söhne AG (Schweiz) und der Geschäftsführung der Villiger Söhne GmbH (Deutschland);
  • 1958 Heirat mit Martina geb. Burger, Verlegung des Wohnsitzes an die Grenze Schweiz/Deutschland und Übernahme der Geschäftsführung der Villiger Söhne GmbH vor Ort in der Hauptverwaltung in Waldshut-Tiengen;
  • nach dem Tode des Vaters Max Villiger im Jahre 1966 trat Bruder Kaspar Villiger in das Unternehmen ein und übernahm die Leitung des schweizerischen Stammhauses; die beiden Brüder waren fortan mit je 50 % am Gesamtunternehmen beteiligt;
  • 1989 (Februar) Wahl von Kaspar Villiger in den schweizerischen Bundesrat. Heinrich Villiger übernimmt die 50 % Beteiligungen seines Bruders an allen operativen Unternehmen. (In der Schweiz ist der Bundesrat die Exekutive. Er besteht aus 7 Ministern, Kaspar Villiger war zuerst während mehrerer Jahre Verteidigungsminister und bis Ende 2003 Finanzminister.)

 

Tätigkeiten / Funktionen von Herrn Heinrich Villiger heute:

  • Präsident des Verwaltungsrates der Villiger Söhne Holding AG sowie der Villiger Söhne AG in Pfeffikon / Kanton Luzern, Schweiz (Stammhaus des Familien­unternehmens);
  • Nach Delegierung der operativen Leitung an drei Direktoren / Geschäftsführer verantwortlich für die Oberaufsicht, Strategie, Markenführung und die politische Lobby-Arbeit der Gruppe mit Sitz bei der Villiger Söhne GmbH in Tiengen bei Waldshut.
  • Commissioner (Aufsichtsrat) der PT Villiger Tobacco Indonesia
  • Vize-Präsident des Verwaltungsrates der INTERTABAK AG in Pratteln (Baselland) – offizieller Importeur von „Habanos“ für die Schweiz
  • Geschäftsführer der 5TH AVENUE PRODUCTS TRADING-GmbH in Waldshut-Tiengen, offizieller Importeur von „Habanos“ für Deutschland
  • Alleininhaber der Villiger Söhne Holding AG

 

Ehrenamtliche Tätigkeiten:

  • Von 1978 bis 1979: Beratung und Leitung eines Entwicklungshilfe-Projektes für das peruanische Tabakmonopol: Aufbau einer Zigarrenproduktion in Tarapoto, Peru.
  • Von 1965 bis 2001: Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (Bonn-Bad Godesberg), davon die letzten Jahre als Vorsitzender.
  • Von 1998 bis 2000: Vorsitzender der European Cigar Manufacturers Association, die in diesem Zeitraum die Interessen von über 90 % der europäischen Zigarrenproduktion repräsentierte.
  • Seit 2001: Vorstandsvorsitzender der Cigar Coalition Europe (CCE), Bonn-Bad Godesberg

 

Privates:

  • Militärischer Grad: keiner. Obligatorische Militärdienstpflicht in der Schweiz bei den Übermittlungstruppen; anschließend obligatorischer Zivilschutzdienst
  • Kinder: 3 erwachsene Töchter (Ärztin, Krankenschwester, Dipl.Mag.Oec.HSG),
1 erwachsener Sohn (Landwirt), 9 Enkelkinder
  • Hobbies: Jagd, Fahrradfahren, Motorrad, Gartenarbeit
  • Politische Aktivitäten: keine
  • Parteizugehörigkeit: keine
  • Gründungsmitglied des Rotary-Clubs Waldshut-Säckingen

 

Antworten

  1. Ich ziehe den Hut, davor, was Herr Villiger alles geschafft hat. Respekt. Allerdings: Die Havannas sollen nicht knapp werden? Möglicherweise weiss er etwas, was Händler nicht wissen. Ein heiss diskutiertes Thema in Fachkreisen…