Trotz Behinderung das Leben intensiv leben

Markus Mayr, herzlich willkommen im Zigarren.Zone Interview. Du bist kein Zigarrenproduzent und kein Zigarrenhändler. Du bist ein ganz besonderer Cigar Aficionado: Seit deinem Unfall bist du behindert und bist ein sehr positiver Mensch.
Markus: “Ich ich sitze gerade in meiner Wohnung und überlege wie man ein Leben wie meines in ein Interview fassen kann. Eigentlich geht das gar nicht, da würde unweigerlich ein Buch heraus kommen.”
Bist du ein Zigarrensammler?
Ja, ich bin ein fanatischer Zigarren Sammler. Da ich nur eine relativ kleine Pension habe, lebe ich wirklich spartanisch, um mir dieses Hobby leisten zu können. ZB. trinke ich kaum Alkohol, gehe nur sehr selten auswärts essen, auch Kino und was andere Leute machen, gibt’s bei mir nicht.
Wie ist dein Unfall passiert?
Diesen einen Unfall, seit dem ich behindert bin, gibt es nicht wirklich. Es waren im Laufe meines Lebens so viele, daß nicht einmal meine Familie mehr weiß wieviele. Ich hab’ halt immer schon einen Hang zu extremen Sportarten gehabt. Da passiert unweigerlich ab und zu etwas. Letztendlich war es ein Motorrad Unfall in Verbindung mit einem Crash mit einem Hängegleiter. Natürlich nicht Zeitgleich. – Hi hi! Vorher war da aber auch noch jede Menge Unfug mit Skateboards, Snowboards und anderen verrückten Aktionen mit Motorädern und allem was Speed hat!
Was ist dein Erfolgsgeheimnis, dass du positiv mit deinem Leben umgehst?
Warum ich immer so gut drauf bin, ist schnell erklärt. Meine Behinderung sehe ich als Kolateralschaden. Die meisten Leute sehen nur immer die Behinderung. Wieviel Spaß ich vorher dabei hatte, danach fragen sie nicht. Ich lebe nach dem Motto: “Geh’ so mit deinem Leben um, wie du gerne hättest, daß das Leben mit dir umgeht”. Nur wenn du sorgfältig mit deinem Leben umgehst, kannst auch erwarten, daß das Leben gut zu dir ist.
Wie bist du auf Zigarren gekommen?
Zu den Zigarren bin ich durch Zufall gekommen. Eines schönen Tages bin ich in einer Trafik mit anschließendem Humidor Raum gekommen und hab mir dort zwei Romeo y Julieta Mille Fleurs gekauft. Als ich die erste davon anschließend Zuhause geraucht hab, war das eine wahre Offenbarung! Ich hab’ sofort die Zigaretten, die ich bis dahin geraucht hatte, weggeworfen. Eine Woche später habe ich einen kleinen Humidor gekauft. Von da an bin ich den Zigarren zunehmend verfallen. Mein Motto ist: Wenn Du etwas anfängst, dann mach es ordentlich. Und so besitze ich mittlerweile einen Klimaschrank, der auch einiges an Fassungsvermögen hat.
Welche Bedeutung hat für dich der Genuss einer Zigarre?
Für mich ist ein wirklich optimaler Tag nur dann perfekt, wenn ich ihn mit einer feinen Zigarre abschließen kann. Wie ich mit meinen Zigarren umgehe, ist eigentlich symbolisch für mein ganzes Leben. Das Leben gehört genossen, und es macht überhaupt keinen Sinn, sich permanent über Nichtigkeiten zu beschweren. Ich liebe dieses Leben, und das zeig’ ich ihm auch wann immer ich kann. Ob man sich einen schönen Sonnenaufgang anschaut, oder ob man jemanden eine Freude macht, es ist einfach wichtig, daß man sich das alles auch wirklich bewußt macht.
Welche Zigarren magst du am liebsten?
Meine absoluten Lieblinge sind Zigarren wie die Seleccion Privada von Partagas, die No.2 von Montecristo, die Partagas Serie D No. 4 und natürlich solche Leckereien wie die Partagas Gran Reserva Cosecha 2007. Und natürlich auch Zigarren, die schon ein gewisses Alter haben. Mir fällt gerade auf, daß ich nur von Habanos rede, zugegebener Weise rauche ich die seit ein paar Jahren auch am liebsten, obwohl sich in meiner Sammlung auch jede Menge Davidoff’s, AVO’s, Laura Chavin’s usw. finden.
Gibt es eine lustige oder spannende Story mit Zigarren, die du erlebt hast, und sie gerne mit uns teilen möchtest?
Vor vielen Jahren war ich einmal zu einer Zigarren Verkostung im Wiener Westbahnhof in der Trafik von meiner Freundin Nancy Friedenthal eingeladen. Zu verkosten gab es die neue Laura Chavin Terre de Mythe. Geleitet hat das ganze natürlich der Besitzer der Marke, Helmut Bührle. Auf einem Pult, mitten im Raum, standen zwei Kisten mit Zigarren. Die Churchill und, ich glaube, die Robusto. Als ich allerdings gesehen habe, wie der Großteil der Gäste ihre Zigarren vergewaltigen und dann noch falsch anzündeten, konnte ich nicht mehr anders: Ich stellte mich hinter das Pult und hab’ anschließend mit meinem Davidoff Cutter und meinem Dupont Xtend Feuerzeug allen Gästen ihre Zigarren vorbereitet und überreicht. Zuerst dachte Helmut noch, daß ich zum Team der Trafik gehöre. Als er jedoch im Laufe des Abends bemerkt hat, daß ich ein ganz normaler Kunde bin, war er dermaßen beeindruckt, daß sich aus dem nachfolgenden Gespräch und einem Treffen am nächsten Tag, eine Freundschaft entwickelt hat. Ein paar Tage danach bekam ich unerwartet ein Paket, und als ich es öffnete, hat mir Helmut zwei Stück von der sehr seltenen Concours de Meilleurs Connaiseur hinein gepackt und eine persönliche Einladung auf das Schloß Hochdorf, in dem er ja wohnt und in dem er einen tollen Zigarren Keller hat. Auch bei späteren Treffen freute er sich immer extrem überschwänglich mich zu sehen, was ich recht witzig fand, weil es doch eigentlich so gar nicht zu seinem Auftreten paßt.
Welchen ultimativen Tipp kannst du den Zigarren.Zone LeserInnen geben, damit auch sie positiv mit dem Leben umgehen können?
Es ist nicht wichtig wie lange man lebt, sondern wie intensiv. Und wenn du dabei ein paar Schrammen abbekommst, wen kümmert’s, nimm dir eine Zigarre aus dem Humidor, und erfreu dich deines Lebens!

Markus, herzlichen Dank für deine Offenheit und deine Zeit für dieses Interview, das schätzen die LeserInnen von Zigarren.Zone und ich ausserordentlich! Weiterhin viel Genuss 🙂

Mittlerweile lagert Markus die Zigarren nur noch kistenweise.

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