Tasting Camacho Nicaragua

Endlich ist sie da und ich habe im Tasting Camacho Nicaragua Spannendes entdeckt. Die Fans von Camacho fragten sich über Wochen: Ist die Nicaragua so stark und aromatisch wie die Triple Maduro? Um es vorweg zunehmen: Nein. Sie liegt auf einer Stärke von 3/5 und kommt zum Finale bei knapp 4/5. Ich habe alle drei Formate getestet: Robusto, Toro und Gran Churchill (zur Präsentation geht es hier lang > ).
- Formate: Robusto 5 x 52 | Toro 6 x 54 | Gran Churchill 7 x 56
- Deckblatt: Ecuador
- Umblatt: Honduras
- Einlage: Nicaragua, Honduras und Dominikanische Republik
Die berechtigte Frage kommt auf: Warum nennt sich die Linie Nicaragua, obwohl nicht viel Nicaragua Tabak drin ist? Die Antwort vom Global Marketing aus dem Hause Oettinger Davidoff lautet:
“Bei der Mischung lag der Schwerpunkt auf der Vermittlung eines typisch nicaraguanischen Geschmackserlebnisses, d.h. tiefe erdige, würzige Noten und einer Stimulation, die eher im hinteren Bereich des Gaumens stattfindet. Die Zigarre trägt einen nicaraguanischen Tabak in der Mischung, aber die Kombination mit dem honduranischen Tabak in der Füllung und als Umblatt tragen zu einem nicaraguanischen Geschmackserlebnis bei.”

Ok, ich persönlich konnte nichts erdiges heraus schmecken. Ich vermute jedoch, dass ein gewisser erdiger Geschmack nach der Akklimatisierung spürbar wird. Doch dazu mehr in diesem Beitrag.

Fact Sheet in Punkten
- Verkostete Zigarren: 6 Stk. (zwei von jedem Format)
- Qualität Deckblatt: 4/5 (sehr gut)
- Qualität Rollen: 3/5 bis 4/5 (gut bis sehr gut)
- Zugwiderstand: 2 bis 3/5 (zu leicht bis optimal)
- Abbrand: Schiefbrand / mit Feuer korrigieren. 5 der 6 Exemplare hatten einen starken Schiefbrand. Bitte nicht zu lange warten mit dem nachfeuern, sonst geht das Ziel des Geschmacks von der Mischung verloren.
- Brennverhalten: Sie glimmt sehr gut und lange. Ausnahme ist die Gran Churchill. Hier sollte man aufpassen, dass sie nicht verglimmt und man sie deshalb zu oft anzünden muss (sie wird dann zu heiss).
- Asche: 2/5 bis 4/5. Die Gran Churchill hat eine sehr flockige Asche die nicht lange hält. Die Toro hatet die beste Asche, schön fest und kompakt. Die Asche bei der Robusto hält ganz gut, ist jedoch auch flockig.
- Stärke 3/5 bis max. 4/5
- Robusto 20er Kiste CHF 170
- Toro 20er Kiste CHF 186
- Gran Churchill 20er Kiste CHF 198

Persönliche Eindrücke im Geschmack: Tasting Camacho Nicaragua / Alle Formate schmecken ähnlich
Erste Hälfte und zweite Hälfte
- Rund, etwas würzig angenehm, nussig, Kakao (zartbitter), Holz, etwas süsslich (Karamel)
- Retronasal Pfeffer und Röstaromen nach Kaffee
- Umami: fleischig, würzig, vollmundig
- Retronasal ZiZo-Vakuum-Technik (scrolle dann nach unten): Sehr viel Kaffeebohnen, viel Holz und viel Süsse (Karamel). Fantastisch!
- Stärke 3/5
Was ist „retronasal“?
Retronasaler Zigarrengenuss steigert den Geschmack. Was das ist und, warum es funktioniert und wie man das macht liest du bitte hier. Schau dir vor allem die ZiZo-Vakuum-Technik an. Unfassbare Steigerung des Zigarrengenusses!
Was ist Umami?
Das bedeutet “Schmackhaftigkeit”, “würzig”, “Essenz”, “fleischig”. Diese Vermischung der Geschmacksempfindungen wird auf der Mitte der Zunge wahrgenommen. Einen guten Artikel darüber findest du auf Wikipedia.
Empfehlung Akklimatisierung: Mit Cellophan 6 Wochen im Humidor.
Non Cuba Zigarren und die wichtige Akklimatisierung
Fakt ist: Du weisst nicht, wann die Zigarre importiert und wie lange ihre Ruhephase beim Importeur war. Du weisst auch nicht, wie lange die Ruhephase beim Händler war. Die Zigarren haben nach ihrem Transport aus den Tropen zu uns nach Europa einen Schock. Sie müssen sich zuerst akklimatisieren. Die Branche ist verkaufsorientiert. Die Zigarren müssen schnell in den Handel gelangen. Daher kann es vorkommen, dass sie nicht so schmecken, wie sie eigentlich schmecken sollten. Ich empfehle eine generelle Akklimatisierung in deinem Humidor von mindestens 2 Wochen nach dem Kauf. Je nach Marke und Serie auch länger, was ich in diesem Artikel hervorhebe.
Falls du Einzelexemplare kaufst
Lege die Zigarre mit dem Cellophan in den Humidor. Falls deine Zigarre kein Cellophan hat: Lege sie in Tubos und dann in den Humidor. Oder du packst die Einzelexemplare in einen Zippo Beutel und machst ein kleines Boveda hinein. Das legst du dann verschlossen in den Humidor. Zigarren, die offen ohne Cellophan oder Kiste gelagert werden, verlieren sehr rasch an Geschmack. Das ist in diesem Artikel mit Experimenten nachgewiesen.

Fazit
Toller Genuss war das für mich. Die drei Formate im Tasting Camacho Nicaragua haben mich vom Geschmack her schon ziemlich überzeugt. Die Zigarren brauchen eine Akklimatisierung. Das ist normal und kein Fehler der Zigarre (siehe oben im Kapitel). Alle drei Formate schmecken ähnlich. Nach der Akklimatisierung (und auch noch viel Zeit danach) wird sich der Tabak harmonisieren und die Zigarre wird immer besser werden. Da bin ich mir sicher.
Der Genuss ist bereits schon jetzt beachtlich: Rund, etwas würzig angenehm, nussig, Kakao (zartbitter), Holz, etwas süsslich (Karamel). Retronasal sowie mit der ZiZo-Vakuum-Technik (scrolle dann nach unten) gewinnt jede Zigarre enorm an Geschmack und Vielfalt. Bei der Camacho Nicaragua ist es vor allem die sehr präsente Süsse (Karamel) die mir bei allen drei Formaten aufgefallen ist.
Die Balance zwischen Zartbitter (Kakao), Säure und Süsse gefällt mir ausserordentlich gut. Die Camacho Fans können sich echt auf etwas Feines freuen! Bitte die Akklimatisierung nicht ausser Acht lassen. Die Zigarre kann vielleicht etwas ungezähmt sein. Lass ihr also Zeit, Mann, und stresse nicht!

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