Spanischer Berner: Carlos Andrés und seine Werte im Zigarren Business

Spanischer Berner: Carlos Andrés und seine Werte im Zigarren Business sind Partnerschaft und dauerhaftes Business.
Carlos Andrés ist Zigarrenliebhaber. Seine Eltern waren Spanier und er wurde in Bern geboren. Ein Spanischer Berner sozusagen. Er importiert in die Schweiz so einige Leckereien. Die Zigarrenmarken Bentley, Buena Vista, Carlos André, El Viejo Continente, Smoking Jacket, The Circus. Den Rum und Gin von Bentley. Elegante Leder-Accessoires aus Südspanien, Tabakpfeifen und Pfeifentabak – ebenfalls von Bentley. Carlos Andrés ist ein besonderer Mensch. Seine Werte sind Partnerschaft und dauerhaftes Business. Er rennt nicht dem schnellen Geld hinterher. In unserer heutigen schnelllebigen und teilweise orientierungslosen Zeit, die auch überflutet ist von zu vielen Informationen, geht er bewusst langsam. Hast du es eilig, gehe langsam. Dieses Zitat könnte fast von ihm stammen. Lasst uns gemeinsam Carlos Andrés etwas näher kennenlernen.

Urlaub auf der Dom. Republik und wie der Funke übergesprungen ist
„Irgendwann in meinen jungen Jahren machte ich Urlaub auf der Dom. Republik, das war etwa im Jahr 1989,“ erzählt mir Carlos. „Sehr schnell kam ich in Kontakt mit Zigarren. Davor habe ich nie Zigarren geraucht. Ich war sofort fasziniert davon. Also besuchte ich Tabakbauern und Zigarren-Manufakturen.“ Er schneidet sich eine Bentley an. Schnuppert daran. Zündet sie an. Der Rauch steigt empor und er erzählt weiter: „Ich war erstaunt, wie viele Menschen von der Zigarrenproduktion lebten. Aber noch mehr war ich davon fasziniert, wie sehr sie ihre Arbeit liebten. Ich fand das extrem spannend. Ich sah ihren Stolz und ich spürte ihr Herz für die Tabakpflanze, die später eine Zigarre werden sollte. Auch heute noch total beeindruckend für mich.“ Dort ist der berühmte Funke zu Carlos übergesprungen. Die Liebe zur Zigarre war geboren. Fast zehn Jahre später ergab sich die Möglichkeit, bei Oettinger Davidoff anzuheuern. Der berühmte Dr. Ernst Schneider hatte sich damals bereits aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Aber er war immer noch jeden Tag im Unternehmen. „Sein Charisma und sein Charme sind unvergleichlich,“ sagt Carlos. „Er war ein Vollblutunternehmer mit Charakter.“

Keine husch-husch Mentalität
Er zieht genüsslich an seiner Bentley Zigarre. Er hält inne, denkt nach. „Nach 16 Jahren bei Oettinger Davidoff beschloss ich weg zu gehen. Meine Werte deckten sich nicht mehr mit der Unternehmenskultur.“ Er wählt diese Worte sehr sorgfältig aus. „Ich wechselte sozusagen von einem wunderschönen Kreuzfahrtschiff zu einer wunderschönen Yacht: Zu Patoro.“ Er kennt die Branche und ihre Eigenarten. Er war bei Oettinger Davidoff im internationalen Verkauf tätig (1999 – 2015). Seine Reisen führten ihn durch ganz Europa bis Nahost. „Dann brauchte ich etwas Neues,“ erzählt er mir. „Ich bin kein Yuppie, der kurzfristigen Umsatzzielen nachrennt. Ich bin ein beständiger Verkäufer, der keine Schnellschüsse mag. Mir sind die Beziehungen zu den Händlern sehr wichtig. Ich mag Menschen, ich möchte mit ihnen kommunizieren und mit ihnen gemeinsam wachsen. Ich möchte mich um sie kümmern und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit pflegen. Das sind Werte, die mir sehr wichtig sind.“
Carlos Andrés ist ein Mensch, der gerne mit anderen Menschen in Harmonie Business machen möchte. Deshalb bleiben seine weiteren Gedanken verschlossen. Er erzählt keine Details über seinen Weggang. Gleich im Anschluss im Frühjahr 2015 wechselte er zu Patoro. Er war Geschäftsführer für den internationalen Bereich und entsprechend verantwortlich für die globale Ausrichtung der Marke. In den USA war sie bereits vertreten. Unter seiner Führung war Patoro knapp drei Jahre später, in rund 20 Ländern anzutreffen. Dann folgte der nächste Schritt: Carlos gründete seine eigene Firma. Nach 20 Jahren Erfahrung in der Zigarrenbranche war jetzt die Zeit für ihn gekommen – das war 2018. Seine Firma „Cigarmundi“ ist in Zuchwil-Solothurn ansässig.

Carlos ist also ein echter Berner? Man sagt, sie seien bedächtig. Er schmunzelt und sagt: „Da kommt mir die Gelassenheit und die Beharrlichkeit der Berner in der Tat zu Gute. Rom wurde bekanntlich nicht an einem Tag gebaut. Gezielt und durchdacht wie beim Wandern führt ein Schritt nach dem anderen auf einen höheren Gipfel, als kurzfristig angesetzter Aktivismus ohne Nachhaltigkeit. Mir sind partnerschaftliche und langfristige Geschäftsbeziehungen äusserst wichtig.“ Bei Arnold André bekam er den Auftrag, Distributionspartner und Zigarrenhändler in EU-Ländern zu schulen und ihnen das neue Segment von Arnold André zu präsentieren: Handmade Zigarren unter eigener Marke. Die Firma war bis anhin bekannt mit „machine made“ Zigarren und Zigarillos. Den Vertrieb von Oettinger Davidoff in Deutschland haben sie verloren, weil Oettinger eine eigene Vertriebsorganisation aufbaute. Zusätzlich fing Carlos an, Zigarren in die Schweiz zu importieren.
Noch einer, der Zigarren an Händler verkauft: Ja, aber…
„Klar höre ich das hin und wieder,“ und er lacht. „Noch einer, der Zigarren an Händler verkauft. Es hat doch schon genug Zigarren!“ Er schaut dem Rauch hinterher, der von seiner Bentley empor steigt. „Die Wahrheit ist: Aktive Händler bieten ihrer anspruchsvollen Klientel gerne immer wieder interessante Neuheiten an und sind offen für spannende Konzepte und Ideen. Dann komme ich gerade richtig, um ihnen ein exklusives Sortiment anzubieten.“

Ja, aber… werfe ich ein, und er kontert: „Ich weiss, was du fragen willst: Was hat der Schweizer Fachhändler davon, wenn er meine Marken in sein Sortiment aufnimmt? Ich biete ihm eine partnerschaftliche Zusammenarbeit an. Ich bin für ihn jederzeit da, wenn er Unterstützung braucht, kann er sich auf mich verlassen. Ich schule zum Beispiel seine Verkaufsmannschaft querbeet zur Zigarre. Oder ich organisiere einen Event für ihn – inklusive Teilnahme des Markeneigners. Ich liefere ihm Ideen für eine wirkungsvolle Schaufensterpräsentation inkl. Zubehör. Als Kleinunternehmer kann ich schnell, flexibel und unkompliziert auf die Anliegen des Händlers eingehen.“

„Wie verändert sich der heutige Zigarrenraucher?“ frage ich ihn. „Er wird jünger“, antwortet Carlos sofort und geniesst seine Bentley weiter. „Und er ist extrem gut informiert über Zigarren. Dies ist er dank ZigarrenZone und anderen Informationsquellen. Er ist auch offener für neue Trends in der Branche. Das Grossvater-Image ist schon lange abgelegt und wird bald ganz vergessen sein.“
Wie der Zigarrenhändler überleben wird: Liebe den Job, die Menschen und die Zigarre
Ich frage ihn, wie der Zigarrenhändler überleben wird. Carlos zieht ein weiteres Mal an seiner Bentley. Er schaut der Glut zu und betrachtet den Rauch. „Er muss seinen Job mit Freude machen, die Menschen und die Produkte lieben,“ höre ich ihn sagen. „Seine Aufgabe ist es, seine Kunden zufrieden zu stellen und zu begeistern. Er muss herausfinden, was sein Kunde möchte und dann muss er ihm das liefern. Ob vor Ort in einem Ladengeschäft oder im Onlineshop: Die Liebe und Leidenschaft zu diesem Job sind die Erfolgsgeheimnisse.“

„Was möchtest du den Zigarrenrauchern mit auf den Weg geben?“ frage ich ihn. Der Neuunternehmer ist mit seiner Bentley am Finale angelangt. Er legt sie behutsam in den Aschenbecher, damit sie in Würde verglimmen kann. „Überrasche dich selber. Bleibe offen. Bleibe jung. Probiere unterschiedliche Formate, Provenienzen und Marken aus.“ Das ist seine Überzeugung für den Zigarrenraucher und den Zigarrenhändler. „Ob ein Ladengeschäft oder Onlineshop: Ich verkaufe an alle Schweizer Fachhändler, die ihren Kunden etwas Neues bieten möchten und einen freundschaftlichen und verlässlichen Businesspartner suchen. Das haben sie in mir.“
Sein Blick wandert zum emporsteigenden Rauch der verglimmenden Bentley. „Ist das nicht schön,“ sinniert er, „wir sitzen hier und sprechen über Business und über Werte. Friedlich und vielleicht auch unterschiedlicher Meinung. Aber uns vereint die Leidenschaft zur Zigarre.“


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