Peterson Nightcap: Identisch mit Dunhill Nightcap?

Peterson Nightcap: Identisch mit Dunhill Nightcap? Kennt Ihr diese Suchbilder? Finde sieben Unterschiede zwischen zwei Bildern? Und kennt Ihr das Gefühl, wenn man verzweifelt nach dem letzten Unterschied sucht und einfach nix findet, sodass man schon anfängt Unterschiede zu sehen, wo einfach keine sind? Behaltet das mal im Hinterkopf. Es könnte noch hilfreich werden.
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Peterson Nightcap: Identisch mit Dunhill Nightcap?
Heute gehen wir nämlich einer der wohl meistgestellten Fragen der aktuellen Pfeifenszene weltweit nach. Sind die Peterson Neuauflagen der Dunhilltabake identisch mit den alten Versionen? Nach dem Fiasko von Kohlhase und Kopp, die uns tolle Tabake präsentiert haben, die alles waren außer den alten Dunhills ähnlich, da ist das ja auch eine völlig berechtigte Frage. Ich meine, machen wir uns nichts vor. Dunhillabtake waren das Rückgrat vieler Pfeifenraucherkarrieren.

In meiner Pfeifenraucherkarriere spielte der Night Cap um den es heute geht eine, naja, spezielle Rolle. Als ich mit der Pfeife angefangen habe, da wollte ich, wie fast jeder Pfeifenneuling, einen Vanilletabak haben. Und wie jeder Pfeifenneuling wurde ich herb enttäuscht, da Vanilletabak nicht nach Vanillepudding schmeckt. Ich wollte die Pfeife schon an den Nagel hängen, als mir einer sagte, ich sollte doch den Early Morning Pipe probieren. Das tat ich. Und was soll ich sagen? Der Early Morning Pipe ist bis heute einer meiner Lieblingstabake, aber um den geht es hier ja nicht. Es geht um den Night Cap, quasi das Gegenstück zum Early Morning Pipe. Aber dazu gleich mehr.
Erst mal von Anfang an und dann zur Antwort zu Peterson Nightcap: Identisch mit Dunhill Nightcap?
Erstmal zum Night Cap und mir. Nachdem mir als der Early Morning Pipe so zugesagt hatte, wollte ich noch mehr von Dunhill probieren. In meinem Warenkorb landeten dann Royal Yacht und der Night Cap. Ja, die Dunnies gehen bisschen ins Geld, da will man nicht gleich ein kleines Vermögen ins Blaue ballern.
Natürlich habe ich zuvor die Reviews zu dem Tabak gelesen. Von der leicht sedierenden Wirkung, die der Tabak angeblich haben soll. Und so war also auch meine Erwartungshaltung. Leider konnte ich das in dem Tabak nicht finden. Und auch eine bestimmte Note, die ich im Early Morning Pipe hatte, vom der ich heute weiß, dass es der geröstete Virginia war. So landete der Night Cap zügig unter ferner liefen. Erst später lernte ich die Vorzüge dieses Tabaks kennen, des Night Cap, was soviel heißt wie Schlummertrunk.

Mit den Mythen von “Experten” aufräumen
Tatsächlich steht auf der Dose, dass der Tabak für die späteren Abendstunden sei. Zum Abschalten, relaxen, runterkommen. Der hohe Nikotingehalt sei nach Meinung einiger „Experten“ hier auschlaggebend. Aber fangen wir mal an mit solchen Mythen aufzuräumen. Einerseits: Ja, der Night Cap ist kräftig, besonders im Aroma. Aber vom Nikotingehalt? Der Tabak enthält sehr viel Latakia. Latakia hingegen ist Grunds seiner Verarbeitung sehr niedrig im Nikotingehalt, was viele wundert.
Nikotin ist sicherlich nicht sedierend, sondern anregend
Ja, Latakia ist ein extrem weiches, aromatisches Kraut, gar sanft und kann pur geraucht werden. Ich würde den Nikotingehalt des Night Cap als medium beschreiben. Ist da, aber nicht zu krass. Tabake wie Ye Olde Signe oder Royal Yacht sind da eine andere Hausnummer. Ganz zu schweigen von solchen Hausnummerm wie dem SG Black XX oder 1792. Andererseits ist Nikotin zum einschlafen völlig ungeeignet. Nikotin verengt die Blutgefäße, damit steigt der Blutdruck und die Wirkung ist eher anregend, nicht sedierend.
Die Frage bleibt noch kurz offen: Peterson Nightcap: Identisch mit Dunhill Nightcap?
Aber da drängt sich eine andere Hypothese auf. Wir wissen um den Mythos des Early Morning Pipe. Dass dieser nicht der erste Tabak nach dem aufstehen sein soll, sondern der letzte nach einer durchzechten Nacht, vor dem Schlafen. Kann es da sein, dass der Night Cap das Gegenstück dazu ist? Also quasi der erste Tabak des Abends, der einen auf die Abenteuer der Nacht vorbereiten und stärken soll? Würde für mich definitiv mehr Sinn machen.
Ist es nun Original Dunhill oder nicht?
Jetzt habe ich so viel über den Tabak geschrieben, ohne den Tabak dabei zu beschreiben. Was haben wir also? Wir haben einen typischen Dunhill Schnitt, sehr fein, fast Shag. Dabei haben wir gar keinen Dunhill, sondern einen Petersontabak. Die Farbe des Tabaks ist recht monoton dunkelbraun. Der Duft ist herb und würzig. Kuhstall, Torf, leichte Säure. Drin sind Latakia, Orient und Perique. Manchmal ist auch von einer Virginiabasis zu hören. Aber eher homöpathisch, denke ich. Gestopft gerne in kleineren Köpfen, vielleicht sogar einer Tonpfeife, wie auf der Tabakdose gezeigt.
Anzünden und durchrauchen
Wenn man ihn entflammt…ich sag es mal so: Ich musste einen langen Weg gehen und viele Englische und Balkanmischungen rauchen, bevor ich mit dem Aroma etwas anfangen konnte. Heute liebe ich es. Vorab: Der Night Cap ist eine Bank! Man macht den an und raucht den durch. Manchmal glätten, das war’s. Auch beim Aroma ist neben einer dezenten Intensivierung des Aromas nicht viel Bewegung.
Der Latakia liefert eine leicht holzige, rauchige Note, die nur sehr entfernt an Weihrauch erinnert. Der Perique zeigt sich von seiner pfeffrigen Seite. Dunkle Früchte sucht man vergeblich. Der Orient rundet den Tabak mit seinem subtilen Muff ab. Großartig. Der Qualm ist sehr samtig und cremig und von einer sublimen Süße, die man sich erst erarbeiten muss. Vordergründiger ist eine herbe Würze, die auch diesen Tabak ausmacht. Beim Retrohale erwarten den Raucher Aromen von Espresso und dunkler Schokolade, alles sehr „röstig“.
Jetzt sag schon!
Und schmeckt der Peterson Night Cap nun wie der alte Night Cap? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns erstmal klar werden, was der „alte Night Cap“ war. Man kann die Geschichte der Dunhilltabake sehr gut nachvollziehen und es gibt sehr aufschlussreiche Blogs dazu. Wir beginnen mal im Jahre 1981. Da wurde die Tabakproduktion nach Nordirland zu Murray’s gebracht. Das wird sicher der Night Cap sein, der den alten Hasen der Pfeifenszene bekannt ist.
Dann im Jahre 1999 kauft die BAT die Rothmanns International und damit auch Murray’s. Nur 6 Jahre später wird Murray’s wegarationalisiert. Die Dunhill Tabake gehen nach Dänemark zur STG. Das ist der Dunhill, den wir alle mal geraucht haben. Der Knall kam 2018, als Dunhill bekannt gab sich von allen tabakbezogenen Artikeln zu verabschieden. Zigaretten, Cigarren, Pfeifen, alles geht über’m Jordan. Aber auch nicht so ganz. Die Pfeifen werden weiter als „The White Spot“ verkauft. Angeblich „Made in England“, jedoch ist das nur die Endfertigung. Die Pfeifenköpfe sind outgesourct. Und der Tabak?

STG und der Hammer im Jahr 2019
Letztes Jahr (2019) haut die STG dann zwei Hammer aus. Zunächst wurde bekannt, dass die STG im Zuge einer Leichenfledderei um Peterson die Rechte an einigen Peterson Tabaken erworben hat. Aber nicht alle Tabake werden fortgeführt. Was zunächst als nicht nachvollziehbarer Schritt angesehen wird, das macht im Nachhinein viel Sinn. Hier wurde der Grundstein für den Dunhillerwerb gelegt. Es wurde Platz in der Peterson Range geschaffen. Die STG gibt auch bekannt, dass sie die Rechte an den Dunhillrezepten hat. Und das ist enorm wichtig. Eine Sache ist, dass man Dunhilltabake nicht einfach kopieren kann. Es werden bestimmte Techniken angewendet, die anscheinend sehr geheim sind. Zum Beispiel speziell geröstete Virginias, die vielen Dunhill/ Peterson Tabaken ihre unverwechselbare Note geben.
Es sind die gleichen Rezepte
Damit sollte klar sein, dass eine Kontinuität in den Dunhill/ Peterson Tabak besteht. Es sind die gleichen Rezepte. Denken wir jetzt an das Suchbild zurück. Ja, es wird Leute geben, die behaupten, dass die Peterson nicht identisch mit den Dunhills sind. Und ja, wenn man eine Dose aus 2017 mit einer Dose aus 2020 vergleicht, so wird es sicher Unterschiede geben. Aber das sind keine Rezepturunterschiede, sondern der Reifung der Tabake geschuldet. Das passiert bei latakialastigen Tabaken recht schnell. Also ja, der 2017er Dunhill wird vielleicht besser schmecken, dank der Reifung. Am Ende bleibt aber noch immer die suggestive Macht des „ein Unterschied finden wollens“. Und dagegen ist leider kein Kraut gewachsen. Nichtmal Latakia. Ich kann abschließend nach einem ausgiebigen Geschmackstest sagen:
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