Niemand half Jan Vistisen sein Baby zur Welt zu bringen

Liebe Zigarren.Zone Freunde, heute habe ich ein weiteres Highlight für euch: Das Zigarren.Zone Interview mit Jan Vistisen, dem Schöpfer und Inhaber von Royal Danish Cigars. Eigentlich ist er ein Kuba-Raucher, der seither etwa 45’000 kubanische Zigarren in Rauch aufgehen liess. Da wurde es für ihn Zeit Geld zu sparen und eigene Zigarren herzustellen. Jede Zigarre ist ein Kunstwerk. Die Legende besagt, dass Jan Vistisen die Swarowski Steine und das Blattgold eigenhändig an jeder Zigarre anbringt. Hier lässt er die Hüllen fallen, sozusagen, und lüftet die Wahrheit.
Mein grosser Dank gilt Martina Kleinlagel (Kurt Kleinlagel Zigarrenfabrik), die den Kontakt für das Interview hergestellt hat und als Übersetzerin in Aktion trat. Martina, du hast ein grosses Herz 🙂
Herr Vistisen, ist es wahr, dass Sie die Swarovski-Steine eigenhändig auf Ihre Zigarren anbringen oder ist es eine Legende?
Ja, ich habe das Konzept entwickelt, jede Zigarre in ein Kunstwerk zu verwandeln und die Swarovski-Steine landen nicht irgendwie auf den Zigarren, sondern folgen einem klaren Design-Muster. Es ist nicht so leicht, wie es aussieht. Ich fertige sie alle von Hand und noch in diesem Jahr (2016) wird es eine neue, sehr sehr interessante Variante geben.
Wie oft ist es am Anfang passiert, dass Ihnen der Stein von der Pinzette spickte und Sie ihn nicht wieder fanden?
Die Herausforderung war einen Weg zu finden, das Blattgold auf die Zigarre aufzubringen, ohne ihren Geschmack zu beeinflussen. Und der Swarovski-Kristall wird immer nur auf einem Stück Blattgold und nicht auf dem Tabakblatt aufgebracht. Ich verliere nur selten einen Kristall, ich arbeite mit einer Art Pinzette Stück für Stück wie ein Juwelier.
Haben die vielen verlorenen Steine den Preis Ihrer Zigarren in die Höhe getrieben?
Nein überhaupt nicht… Manche Steine wurden von den weißen Verpackungen gestohlen, aber keine von den Zigarren.
Ihre Zigarren haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert: Die Anillas sind aussergewöhnlich. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Dänemark hat ähnlich wie Deutschland eine sehr lange Tradition der Zigarrenherstellung bis in die späten 1960er Jahre hinein. Ich forschte einfach in unseren Nationalarchiven und sammelte Informationen und Blends von alten Zigarrenmeistern. Royal Danish wurde unlängst als eingetragene Marke in den USA registriert – hierfür habe ich nur den Ring neu überarbeitet, aber den bisherigen Namen belassen.
Warum sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, Zigarren herzustellen?
Zu allererst bin ich Kuba-Raucher. Ich rauche 5 Zigarren am Tag, und das seit 30 Jahren, also fast 45.000 Zigarren bisher, was zu teuer war. Ich habe meine alte Firma verkauft und bin in die Dominikanische Republk gezogen, dann nach Panama, Kuba, Costa Rica und Nicaragua. Sehr viele Jahre habe ich damit zugebracht (alles über Tabak und Zigarren zu lernen, Anm. von mir). Nun werden wir den ersten Tabak (Zigarre) der Welt auf den Markt bringen, bei dem microbiologische Prozesse angewandt werden wie bei der Herstellung von Wein, Käse und in der Schokoladenindustrie. Das ist die erste Neuerung in der Zigarrenindustrie seit fast 200 Jahren.
Wie haben Sie zu Beginn die Vermarktung Ihrer Zigarren gemacht?
Da ich aus der Informations- und Informatikbranche komme, habe ich vom ersten Tag die sozialen Medien genutzt und habe heute die gleiche Anzahl von Followern und „likes“ auf Instagram wie viele der besten 25 Zigarrenmarken der Welt.
Wie haben die ersten Ihrer Vertriebspartner auf eine neue Marke reagiert?
Davidoff in der Schweiz war die erste große Luxusmarke, die meinen Vertrieb in deren Heimatland übernahm. Scandinavian Tobacco Group sagten, sie würden mir nicht helfen, mein Baby zur Welt zu bringen – aber heute vertreiben sie (STG) meine Zigarren in Dänemark und den USA über Cigars International, Meier & Dutch und Cigar.com. Ich denke es ist wie immer im Leben: Du musst beweisen, dass du es verdienst, da zu sein.
Wie bekommen Sie das Feedback Ihrer Kunden, um die Zigarren zu verbessern und neue Linien herzustellen?
Ich arbeite einzig und allein dafür. Der einzige Markt, für den wir eine spezielle Edition „Extra Strong Double Ligero“ gemacht haben, sind die USA. Ich entscheide über die Blends, das Design der Ringe und der Verpackung. Alles mit militärischer Präzision.
Warum haben Sie bisher noch nicht gemerkt, dass einige Ihre Papp-Verpackungen an billige Zigaretten erinnern, als an hochwertige Zigarren im Premium-Segment?
Nun, Davidoff war sehr erfolgreich mit deren weißen Boxen und ich sehe keinen Grund, die Natur zu zerstören wenn es vermieden werden kann oder stattdessen Recycling-Materialien verwendet werden können, wie wir es bei unseren Kartonagen und Tuben tun. Jetzt stellen wir gerade Kisten aus komprimierten Recyclingfasern her. Und im Hinblick auf neue Warnhinweis-Gesetze konzentrieren wir uns auf die Entwicklung eines Systems, das auf „Refill“ – dem Wiederauffüllen – basiert, anstatt Kisten zu verschicken. Das wird den CO2-Ausstoß sowohl bei der Produktion als auch beim Transport verringern.
Wie bitte? Ihnen war das bisher nicht klar?
Doch, es war eine Hürde in manchen Märkten.
Wann werden Sie das ändern?
Wir haben schon etwas geändert; wir bieten die „Historic Collection Box“ an, die mit den Zigarren aus unseren Kartons und Tuben wieder befüllt werden kann.
Eine Legende besagt, dass Sie das Blattgold der „Queens No. 1 Gold Belicoso“ eigenhändig auf die Zigarren anbringen. Stimmt das?
Ja, das Blattgold und die Swarovski Steine werden von mir persönlich angebracht; das dauert 25 Minuten.
Gibt es eine lustige oder spannende Story, die Sie mit den Zigarren.Zone Lesern gerne teilen möchten?
Ich habe alles gesehen und es gibt viele ernstzunehmende/seriöse Hersteller, aber bedauerlicherweise auch manche nicht so seriöse, die „eine Abkürzung nehmen“, wie zum Beispiel die Verwendung von „falschen“, behandelten dunklen Maduro-Deckblättern. Normalerweise erkläre ich das Procedere bei meinen Events.
Im Prinzip gibt es 3 Arten von „falschen“ Maduro-Deckblättern:
1 – „gekochte Deckblätter“ – in schwarzem Sud oder Wasser gekochte Deckblätter; der Sud wird zuvor aus den Tabakrippen und Abfällen der Tabakblätter angesetzt. Während dieses Prozesses verliert das Deckblatt seinen typischen Geruch, bemerkbar wenn man sich die Zigarre unter die Nase hält.
2 – mit einer Mischung aus Mineralöl, Essig und schwarzem Espresso oder einer dunkleren Flüssigkeit behandelte Deckblätter; diese Art von dunklem Maduro-Deckblatt verursacht einen schweren, öligen Rauch beim Entzünden.
3 – das ist die meist verwendete Form von „falschen“, manipulierten Maduro-Deckblättern: eine spezielle, dunkle Flüssigkeit aus Vanille und Frucht aus San Salvador, die – wenn man mit einem angefeuchteten Finger über die Zigarre rubbelt – einen braunen Schleier und manchmal auch Spuren auf den Lippen des Zigarrenrauchers hinterlässt.
Jede dieser beschriebenen Methoden dauert zwischen 10 Minuten und 36 Stunden, aber die Fermentation von echten natürlichen Maduro-Deckblättern braucht Monate und harte Arbeit.
Welchen Rat möchten Sie den Zigarren.Zone Lesern hinsichtlich Zigarren geben?
Sie bekommen nicht mehr als das, wofür sie bezahlen. Zigarren lassen sich 1:1 mit Wein vergleichen. Sie werden keinen 50 Euro-Wein für 10 Euro finden, und es ist genauso mit Zigarren. Das „Agen“, also das Ablagern (der Tabake) kostet Geld, bedauerlicherweise gibt es keine Kontrolle dessen, wie wir dies beim Wein kennen. Aber Aficionados erkennen, wenn Zigarren gut sind und warum sie Geld kosten. Glauben Sie nicht alles, was sie lesen, vertrauen Sie nur Ihrem persönlichen Geschmack und ihrer Brieftasche.
Sehr schönes Interview von Jan Vistisen, Vasilij. Habe es genossen zu lesen. Wünshe Dir eine angenehme Woche. Natasha
Vielen Dank Natasha 🙂