Mit diesen 4 Punkten sind deine Zigarren sicher vor Schimmel und Ungeziefer

Liebe ZigarrenZone-Freunde, mich erreichen jeden Monat eMails mit spezifischen Fragen. Dessen Antworten sind auch für andere Leser aus dem ZigarrenZone-Netzwerk interessant. Die Antworten erscheinen in FlashCigar sowie im Blog auf ZigarrenZone. In der Rubrik “FAQ Frage an ZigarrenZone” stellte ein Leser folgende Fragen: “Mich würde eine Info-Reihe über diverse Krankheiten wie z.B. Pilze im Humidor interessieren. Wie entstehen sie, wie sehen sie aus, wie kann ich sie identifizieren? Welche sind harmlos, welche giftig? Welche können abgewischt werden mit Pinsel, welche müssen entsorgt werden?”
Dazu hat ZigarrenZone drei Humidor Experten befragt: Remo Marc Nüesch, Marc Hettler und Marc André. HEY! Fällt euch auf, dass alle drei Experten “Marc” zum Vornamen heissen? Erstaunlich…
Zuerst ein paar wichtige Grundsätze zum Thema
Alle drei Experten sagten mir, dass es keine keimfreien Zigarren gibt. Auf den Kistchen und den Zigarren sind Schimmelpilz Sporen zu finden. Bloss sehen wir sie nicht und sie sind in diesem Stadium ungefährlich. Nicht nur Schimmelpilz kann sich auf den Zigarren und im Humidor breit machen, sondern auch Tabakkäfer, Milben und Zigarrenblüte.
Mit diesen 4 Punkten sind deine Zigarren sicher vor Schimmel und Ungeziefer
Achte auf folgende Punkte:
- #1: Stinken die Zigarren nach Schimmel?
- #2: Achte auch die relative Feuchte im Humidor (RLF)
- #3: Weisse Milben
- #4: Tabakkäfer
Im Folgenden wird auf die einzelnen Punkte näher eingegangen.
#1: Stinken die Zigarren nach Schimmel?
Eine Unterscheidung zwischen Zigarrenblüte und Schimmel ist nicht immer ganz so einfach. Um hier 100% richtig zu liegen braucht es ein Mikroskop und Schimmelpilz-Fachwissen. Deshalb: Wische einfach alles ab und rieche an der Zigarre. Stinkt sie nach Schimmel? Falls ja, dann entsorge sie bitte. Denn auch beim Schimmel gibt es Unterschiede: Giftigen und ungiftigen. Das können allerdings nur Spezialisten unter dem Mikroskop erkennen.
Foto unten: Mit freundlicher Genehmigung von Marc André.

Remo Marc Nüesch hat noch einen Trick auf Lager: “Entferne die Anilla und rieche daran. Den Geruch von Schimmel erkennst du sofort am Papier.” Er hat mal einen Test gemacht mit einer 15 jährigen Cohiba, die nach Schimmel stank. Er wischte alles ab und legte sie separiert in einen Humidor. Nach einigen Wochen roch sie wieder ganz angenehm nach Tabak. Aber nach dem Anschneiden und dem Kaltzug schmeckte sie grauenhaft nach Schimmel.
Marc Hettler empfiehlt zudem, dass du das Wasser im Befeuchter regelmässig wechselst und ihn reinigen kannst. Dies betrifft also Behälter, die bloss mit Wasser befüllt werden und keine Polymere irgendeiner Art enthalten.

Deshalb gilt hier: Im Normalfall handelt es sich um das Ausblühen von Zigarren und das ist ungefährlich. Was Blüte genau ist, liest du bitte hier:
Mehr zum Thema “Blüte und Schimmel” im Fachbeitrag von Marc André, PDF >
#2: Achte auch die relative Feuchte im Humidor (RLF)
Schimmelpilze brauchen eine RLF von über 80%. Wenn in einem Humidor zu wenig Luft zirkuliert, kann es sein, dass sich in den Ecken Schimmelpilz bildet. Deshalb empfehlen alle drei Experten, dass die Luft regelmässig im Humidor zirkuliert. Entweder den Humidor für ein paar Minuten öffnen oder ein System einbauen, der die Luft im Humidor zirkulieren lässt. Alle drei Experten haben ihr eigenes System entwickelt, welche hervorragend funktionieren. “Bei günstigen Humidoren kann sich der Schimmel in den sogenannten MDF Platten einnisten und diesen Schimmel kann man nicht mehr entfernen,” erklärt Remo Marc Nüesch. Qualitätshumidore, wie sie unsere drei Experten hier anbieten, sind präzise gearbeitet. Natürlich hat das seinen Preis und das ist auch richtig so.

Deshalb gilt hier: Achte auf die RLF zwischen 69%-72% und verwende immer einen sehr guten Hygrometer. Lasse die Luft im Humidor zirkulieren oder öffne ihn für ein paar Minuten, z.B. alle 7 Tage. Sofern du ihn öfters pro Woche öffnest um Zigarren zu geniessen, erübrigt sich das zusätzliche Öffnen alle 7 Tage.
#3: Weisse Milben
Hast du sie schon mal im Humidor rumflitzen sehen? Keine Sorge, die sind ungefährlich. Wische sie einfach aus dem Humidor und den Zigarren ab, falls sie dich stören.

Deshalb gilt hier: Du brauchst nichts weiter zu unternehmen.
#4: Tabakkäfer
Das, mein Lieber, ist oberste Alarmstufe. Das ist “DEFCON 1” wenn man sie in die amerikanische Militärsprache übersetzen möchte. KRIEG. Krieg gegen die Zeit und die Tabakkäfer. Ist ein Humidor einmal befallen, musst du DRINGEND folgendes tun: Alle Zigarren im Humidor, ja wirklich alle (!!) überprüfen, ob sie befallen sind. Das machst du so: Hat eine Zigarre ein kreisrundes Loch, dann musst du sie sofort entsorgen. Alle übrigen Zigarren: Lasse sie von etwa 1-2 cm auf den Zigarrenfuss fallen. Mehrmals. Falls staubfeiner Tabak heraus rieselt: Sofort entsorgen. Denn manchmal sitzt das Loch unter der Anilla! Danach musst du den Abfall sofort aus der Wohnung schaffen.
Hast du dann alle Zigarren diesen Tests unterzogen musst du sie alle einfrieren. 3 Tage reichen aus. Mit dem Einfrieren erreichst du, dass die noch lebenden Larven absterben. Zum Auftauen gibt es unterschiedliche Methoden: Die einen legen sie etwa zwei Stunden bei Zimmertemperatur hin und danach wieder in den Humidor. Andere tauen sie 1-3 Tage im Kühlschrank langsam auf und legen sie danach in den Humidor. Allerdings hörte ich schon von Experten, dass in seltenen Fällen auch das Einfrieren nichts genützt habe. Bei einem anderen Fall hörte ich, dass in einem Humidor komplett alle Zigarren entsorgt werden mussten – ein Schaden von über CHF 50’000.-.
Hast du mehrere Humidore? Dann musst du alle Humidore kontrollieren und die Zigarren diesen Tests unterziehen. Normalerweise ist nur ein Humidor davon befallen – aber wenn du auf Sicher gehen willst, dann kontrolliere alle Humidore und Zigarren nach dem Schädling.

Deshalb gilt hier: Falls du Zigarren in den Tropen kaufst und sie nach Hause bringst: Immer einfrieren, sonst werden die Tabakkäfer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schlüpfen und deine Zigarren zerstören.
Mehr zum Thema “Käfer und Milben” im Fachbeitrag von March André, PDF >
Foto unten: Das ist der Beweis, dass sich der Tabakkäfer auch durch das Cellophan frisst.

Die drei Experten

Marc Hettler / Interview auf ZigarrenZone >

Remo Marc Nüesch / Besuch in St. Gallen bei PORTMANN und Nüesch >

Marc André / Übersicht seiner Fachpublikationen > / Interview auf ZigarrenZone >
Möchtest du auch etwas fragen?
Sehr gerne 🙂 Stelle bitte deine Frage/n per eMail an genuss(at)zigarren.zone, im Forum oder mit dem eMailformular unten. Deine Fragen werden natürlich zeitnah an dich persönlich schon beantwortet – du brauchst also nicht warten, bis die nächste FlashCigar erscheint 🙂
Hallo Vasilij,
ich bin eben auf diesen Beitrag gestoßen.
Am Ende gibst Du den Tipp, selbst eingeführte Zigarren aus den Tropen generell einzufrieren.
Nur aus Neugierde, hast Du Kenntnis darüber wie die Importeure hier vorgehen?
Es werden sicherlich keine kompletten Überseecontainer eingefroren, oder?
Vielen Dank für Deine Antwort und einen schönen Tag.
Ganze Container, ganze Paletten werden eingefroren vom Importeur. AUSSER, die Ware kommt per Schiff. Dann ist sie während der Reise im Container eingefroren.
Danke für die Antwort, das hätte ich nicht erwartet.
Hatte im www. nach Hinweisen gesucht, bin aber leider nicht fündig geworden.
Das ist interessant, gell? 😅