Finest-Import GmbH und die Liebe zum Produkt %

Ganz aktuell ist ja in Kuba alles durch den Hurrikan zerstört worden. Was meinen Sie dazu?

Ich habe es erst nach unseren Ferien realisiert, was passiert ist. Wir mobilisieren so viele Kunden wie möglich. Dank Intertabak wurden wir auf die Camaquito Spenden Aktion aufmerksam gemacht. Wir beteiligen uns aktiv und sammeln.

Wie sammeln Sie? Die Aktion läuft noch bis 26.10.22.

Der Kunde hat zwei Möglichkeiten zu spenden. Direkt den Betrag eingeben. Oder kubanische Zigarren einkaufen davon spenden wir 10 %. Die Spendenaktion läuft vom 18.10-bis 26.10.2022 . Von allen Bestellungen kubanischer Zigarren spenden wir 10 %. Der Kunde spendet, ohne dass er mehr bezahlt. Es soll ein Zeichen von uns und allen sein, die Kuba lieben, dass wir sie nicht im Stich lassen. Wir leben ja genau so vom Tabakanbau wie sie. In dieser Zeit müssen wir enger zusammenrücken.

Herr Strasek, seit 21 Jahren sind Sie im Geschäft, waren Sie einmal kurz davor, aufzugeben?

Nein, noch nie, für mich ist mein Geschäft kein Müssen, sondern ein reines Dürfen. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Ein Privileg, dass wohl nur wenige haben.

habanos original intertabak 2022 — Die Serie “Habanos Original 2022” wird unterstützt vom offiziellen Importeur kubanischer Zigarren Intertabak AG. Die ganze Serie findest du hier >

Finest-Import GmbH — Gilbert Strasek und seine Frau Adriane. Sie lieben ihre Genuss-Produkte!

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Fachgeschäft für Zigarren und Spirituosen zu eröffnen?

Viel habe ich von Charles Hofer, dem Gründer von der Charles Hofer SA, gelernt. Charles hatte die Tabacaria in Olten und zugleich viele Gastrokunden. Ein Verkaufsevent von ihm war der Big Smoke auf der Farnsburg in Ormalingen. Ich arbeitete da im Service. Charles löste bei mir die Faszination für Zigarren aus. Nach dem Essen rauchten 50 Leute eine Partagas Lusitanias. Alle zusammen zündeten die Zigarren gleichzeitig an. Es war Winter, draussen -10 Grad C. Niemand wollte ein Fenster öffnen und die Lüftung kam kaum nach. Dieses Aroma rieche ich noch heute, wenn ich daran denke.

Das Geschäft hat sich dann so ergeben. Ich reiste mehrmals nach Kuba und nahm immer einige Zigarren mit. Nach und nach wurde aus einem Hobby dann ein Geschäft.

Sonderhumidor La Gloria Cubana mit 50 Zigarren.

Ihr Geschäft liegt abseits der Metropolen, in Murgenthal. Eine Ortschaft, die nicht gerade viele Laufkunden hat. Was hat Sie zu dieser Ortschaft veranlasst?

In meinen Anfängen war ich sehr viel unterwegs. Ich war in der Gastronomie tätig und kannte viele andere Gastronomen. In den Restaurants durfte man noch rauchen. Ganz oft fuhr ich mit 50 Kisten Zigarren nach Zürich, eine haben wir auf meine Kosten geraucht und den Rest konnte ich an die Kundschaft im Restaurant verkaufen. Diese Kunden riefen mich dann an, wenn sie Nachschub brauchten.

Im Jahr 2000 habe ich immer noch in der Gastronomie gearbeitet und an meinen freien Tagen, Montags und Dienstags, handelte ich mit den Zigarren. Ich brauchte immer mehr Platz und entschloss mich einen Laden zu eröffnen. Dass der Standort hier in Murgenthal war, hat sich aus persönlichen Dingen ergeben. Zugleich war der Standort nicht wichtig, da ich bis anhin gar keinen hatte und die Geschäfte trotzdem immer wie besser liefen.

Heute besuchen uns auch Kunden aus der ganzen Schweiz. Oftmals planen sie einen Tagesausflug um uns einmal live zu sehen. Für mich ist es noch immer ein Vorteil nicht in einer Stadt zu sein. Diese Ladengrösse wäre in der Stadt Zürich sicher nicht mehr zahlbar. Wir sind bestens erschlossen, in 30 Minuten ist man in Zürich, Bern, Basel, Luzern. Murgenthal hat sich nie als Fehlplatzierung herausgestellt.

Bei Finest-Import einkaufen: Hier ist die Location

Wenn ich mich bei Ihnen umschaue, sehe ich mehr Flaschen als Zigarren. Sind Sie jetzt eher Spirituosen- oder Zigarren Fachhandel?

Das stimmt, der kleinste Teil des Ladens ist der Kunden-Humidor. Mehr Platz brauchen die Spirituosen und Utensilien. ¾ unseres Umsatzes generierten wir jedoch mit Zigarren.

Die Kombination mit Spirituosen hat sich jedoch als äusserst wertvoll herausgestellt. In den wärmeren Monaten läuft es bei den Zigarren besser, in den kühleren bei den Spirituosen. Eine Kombination die sich optimal ergänzt.

Angefangen habe ich mit Wein und wenigen Spirituosen. Heute bekommt man an jeder Ecke guten Wein, daher habe ich nur noch Spezialitäten oder Grossflaschen für unsere Events. Spirituosen haben bei mir lange geschlummert. Ob Sie es glauben oder nicht, Whisky mochte ich am Anfang nicht. Ich schätzte eher die süssen Rums. Aber wie es so ist, der Geschmack verändert sich. Es sind immer wie mehr Lieferanten hinzugekommen, immer mehr Brands. Die Vielfalt des Ladens wurde breiter. Im Jahr 2019 wurden wir zum Best Whisky Shop erkoren. Wir sind Laddie Crew Mitglieder und im Century Club.

Der Fokus liegt aber klar auf den Zigarren. Wir sind Habanos Specialist, wir leben, lieben und zelebrieren die kubanische Lebensfreude, den Genuss. Und wir schätzen die hohe Kunst des Zigarrenrollens.

Neben den kubanischen Zigarren haben wir aber noch viele mehr. Wir sind auch Davidoff, Arturo Fuente und Patoro Depositär.

Der begehbare Humidor beherbergt kubanische Zigarren sowie eine stattliche Auswahl Zigarren aus anderen Ländern.

Seit über 20 Jahren sind Sie auf dem Markt. Wie hat sich die Zigarrenwelt in dieser Zeit verändert?

Viel hat sich verändert. Einige Marken gibt es nicht mehr, andere werden nicht mehr importiert. Es ist wie immer, seit wir mit den Kubanern zusammenarbeiten, eine Achterbahnfahrt. Mal kann man sehr viele Zigarren an Lager legen, mal fast nichts. Und dann wartet man meistens 5 Jahre lang auf die Neuheiten. Das finde ich das Schwierigste. Alle sind heute online so gut vernetzt, dass wir immer wieder Erklärungen abgeben müssen. Die Kunden sehen die Neuheit, die Habanos S.A. präsentiert. Und schon rufen sie mich an oder schreiben mir. Sie möchten die Zigarren am liebsten gleich abholen oder aber sicher reservieren, am liebsten kistenweise. Dass es aber manchmal bis zu fünf Jahren dauert, bis diese Neuheiten bei uns sind, macht die Kunden selten glücklich.

Die Zigarrenwelt ist aktuell im Aufruhr, Preisaufschläge und schlechte Verfügbarkeit prägen aktuell den Markt. Wie reagieren Ihre Kunden?

Die Preisanpassungen waren für sie nicht ganz so überraschend. Es zeichnete sich schon länger ab und ich kommunizierte dies auch schon seit längerem. Die enormen Aufschläge bei den Super Premium Brands, wie Cohiba, Trinidad, Linea d’Oro von RyJ oder die Montecristo Linea 1935 haben die Kunden dann aber doch etwas schockiert. Die Nischen-Brands, die einfacheren und unbekannteren, wurden jedoch gar nicht erhöht, da blieb alles gleich.

Auch die Verfügbarkeit hängt nicht alleine nur von den letzten beiden Jahren ab. Zwei Jahre in Folge gab es leider schlechte Ernte. Zugleich werden die Märkte um uns herum seit längerem abgefischt. Wir nennen diese Kundengruppe Zigarren-Broker. Meistens kommen die Kauffreudigen aus Asien und kaufen die Zigarren für Andere ein. Am liebsten kaufen sie gleich 10 Kisten aufs mal. Die Schweiz, mit ihrem teuren Franken wurde als letztes angegangen. Dass aktuell der Franken noch teurer ist, hindert die Zigarren-Broker nicht im Geringsten. Ihre Kunden aus Asien haben das Geld.

Und die Schweizer Kunden bleiben auf der Strecke?

Da kann ich nicht für alle Fachhändler sprechen. Wir versuchen etwas Gegensteuer zu geben. Wir stellen nicht mehr alle Ampeln auf grün. Das heisst im Online-Shop ist nicht alles erhältlich was wir an Lager haben. Wir fordern unsere Kunden auf, sich bei uns direkt zu melden was sie möchten. Wäre unser ganzes vorrätiges Lager online ersichtlich, wären wir wohl schon lange ausverkauft.

Was denken Sie wird sich zukünftig abspielen, in naher und ferner Zukunft?

Es wird sich wieder alles normalisieren. Das Karussell dreht sich weiter. Die erhöhten Preise, knappe Verfügbarkeit – alles schon dagewesen. Es wird sich auch diesmal wieder alles normalisieren. Jetzt gewöhnen wir uns langsam an die hohen Preise. Einige werden aufhören zu rauchen, oder das Zigarrenland wechseln. Die Lager füllen sich und neue Kunden fangen an zu rauchen. Die Prioritäten eines Einzelnen verschieben sich und wir bekommen neue, andere Kundschaft. Wenn wir 60 Jahre zurückblicken und etwas nachforschen, dann sehen wir, dass die Zigarrenläden von damals noch bestehen, sie haben überlebt. Gleich wird es den jetzigen Fachhändlern gehen.

Ich rate jedem, ob Händler oder Kunde, bleiben Sie cool und Ihrer eigenen Philosophie treu. Bei den Zigarren ist es wie überall, alles ist im Wandel und wird sich früher oder später richten.

Ich drehe bereits die zweite Runde auf dem Ab-und-auf Karussell der kubanischen Zigarren. Wachsen konnte ich in der Zeit trotzdem.

Noch ein Schlusswort: Hilfe! Ein Wort, das wir selten benutzen, zu stolz sind wir alle. Erkennen, wenn jemand Hilfe braucht und das richtige tun, ist die hohe Kunst.