Fake Alarm mit Boxingdate einer Cohiba Siglo VI

Liebe Zigarren.Zone Freunde, heute machen wir ein Analyse-Spiel zusammen: Wir entlarven diese 25er Kiste Cohiba Siglo VI als Fake.

Von diesem Beitrag gibt es auch eine Kurz-Variante. 88 Sekunden Flash Fake Alarm. Aber es wäre eine Schande, wenn du den hier vorliegenden, detaillierten Beitrag verpassen würdest. Er enthält eine geballte Wissensansammlung und ich habe mir so Mühe gegeben… 😉

Ein Zigarren.Zone Leser hat mir freundlicherweise Fotos geschickt mit Genehmigung zur Veröffentlichung. Er wollte gerne in die FB-ZigarrenZone Gruppe eintreten. Er hat mich angefragt, ob er die Zigarren in der Gruppe zum Verkauf anbieten darf. Bevor ich so etwas zulasse (weil es meistens Fälschungen sind und ich das nicht zulasse), verlange ich detaillierte Fotos. Dieser Fall ist besonders interessant, weil die Fälschung ein Boxingdate enthält (was normalerweise eben nicht der Fall ist).

Also, lasset die Spiele beginnen, und das Popcorn nicht vergessen 😉

Die Story lautet:

Wir waren in einem Restaurant in Havanna, in dem uns der Besitzer sehr viel über Kuba allgemein erzählt hat und und nach einer Weile hatte ich ihn gefragt ob er auch Zigarren verkauft. Er meinte, eigentlich nicht, aber 2 Kisten hätte er hier. Da die in ihrem Kommunismus nur sehr wenig Geld bezahlt kommen als Arbeiter, ist es quasi “anerkannt” einfach ein paar Kisten beim Arbeiten mitgehen zu lassen (Anm.d.Red.: Aus der Zigarrenfabrik zu schmuggeln). Das sei im Krankenhaus auch üblich, einfach Medikamente mitzunehmen. Sein Mitarbeiter fliegt regelmäßig nach London zu seiner Freundin. Eigentlich hat er das Geld nicht dafür, aber er nimmt immer 2 Kisten Zigarren mit, die er an einen Händler dort verkauft (er hat uns mehrere Bilder gezeigt) und finanziert die Reise so.Es handelt sich um dieses Restaurant.

STOPP! Ab hier machen wir die Analyse gemeinsam 🙂

1. Zigarren können nicht aus der Fabrik geschmuggelt werden

Das ist die einstimmige Meinung aller Experten. Auch Thomas Portmann von portmanntabak.ch hat dies gegenüber Zigarren.Zone erneut bestätigt. Thomas Portmann vermutet: “Anhand dieser Fotos könnte es sich bei dieser Cohiba Siglo VI um sogenannte Inlandware handeln, die auf Kuba verkauft wird, aber nicht in den Export kommt. Aber anhand der Fotos ist das Siegel nicht gut erkennbar und es gibt zu grosse Ungereimtheiten beim Stempel des Boxindates (und anderen Merkmalen). Ich tippe deshalb auf eine Fälschung.” Auch Christoph A. Puszkar, Marketingleiter der 5thavenue.de hat in einem Gespräch mit Zigarren.Zone Anfang 2016 bestätigt, dass es nicht möglich ist, Zigarren aus den Fabriken zu schmuggeln, oder dass die Mitarbeiter kistenweise Originalware mitnehmen dürfen. Das Wort “Hochsicherheitstrakt” fällt in diesem Zusammenhang immer wieder.

2. Was die oben gezeigten Fotos dokumentieren

  1. Die Kiste von aussen betrachtet, sieht nach einem Original aus. Aber nur auf den ersten Blick.
  2. Der Habanos Aufkleber rechts oben ist aktuell und an der richtigen Stelle angebracht.
  3. Der Sticker im Innern der Kiste: Zu unsauberer Druck (siehe z.B. der Rand) und das Komma fehlt zwischen “Habana” und “Cuba”. Danke an eine der netten Quellen von Zigarren.Zone für diesen Hinweis 🙂 Ich habe ein Original-Foto zum Vergleich unten veröffentlicht.
  4. Das Habanos Siegel links unten ist an der richtigen Stelle angebracht, aber es sieht verdächtig aus. Diesen Punkt werden wir nun gemeinsam genauer unter die Lupe nehmen. Die Verifizierung auf der Website der Habanos S.A. sagt aus, dass es sich um eine Romeo Y Julieta Churchills handelt. Gemäss Thomas Portmann ist die Verifizierung auf der Website nicht immer verlässlich, weil die Pflege der Datenbank auf Kuba nicht sehr sorgfältig vorgenommen wird.
  5. UND: Das Siegel enthält NICHT die Seriennummer, welche an diversen Stellen im Siegel in Microschrift enthalten sein müsste (etwa gegen Ende 2011 eingeführt). Diese Stellen werden bei Grauimporten gelasert und somit unkenntlich gemacht. Aber bei diesem Siegel sind nicht mal solche Stellen auf dem Foto erkennbar.
  6. UND: Oben am Siegel müsste ein Hologramm sein, dieses hier ist jedoch schwarz-weiss und somit eine Kopie eines Siegels. Ich habe mit meinem Handy zwei Fotos von einem Hologramm gemacht. Auf beiden Fotos erkennt man eindeutig, dass es sich um ein Hologramm handelt (die Fotos sind weiter unten veröffentlicht). Der besagte Zigarren.Zone Leser hat bestätigt, dass es kein Hologramm ist, sondern schwarz-weiss.
  7. UND: Das Hologramm war im Jahr 2015 links und rechts oben an den Ecken angeschnitten und war nicht gerade, wie man es auf dem Foto sieht. So sah das Hologramm im Jahr 2009 aus.
  8. Rückseite der Kiste mit den drei Brandstempeln und dem Boxingdate: Hier sind zwei kleine Ungereimtheiten: a) Der Brandstempel “Totalmente a mano” ist nicht sehr sauber eingebrannt. b) Das Boxingdate hat eine starke blaue Farbe und der Stempel ist sehr unsauber. Zum Vergleich habe ich im Anschluss vier Fotos von Boxingdates Stempeln veröffentlicht, sie stammen aus der Sammlung von Zigarren.Zone.
  9. Obwohl das Foto der Zigarren etwas undeutlich ist, kann man erkennen, dass die Anillas echt aussehen.

3. Schlussfolgerung: Das Siegel ist ausschlaggebend und die Fälschung wurde entlarvt

Das Siegel ist für Zigarren.Zone der beste Beweis dafür, dass es sich zu 100% um Fälschungen handelt. a) Die fehlende Microschrift der Seriennummer (gegen Ende 2011 eingeführt).  b) Weil das Boxingdate das Jahr “15” zeigt, müsste das neue Siegel also bereits auf der Kiste angebracht sein (mit der Microschrift der Seriennummer). c) Das Original Hologramm ist im Jahr 2015 links und rechts oben angeschnitten. Das Siegel hier hat keine solche Zuschnitte (so sah es 2009 aus). d) Das Foto lässt eindeutig erkennen, dass es kein Hologramm ist, sondern eine schwarz-weisse Kopie.

Der Sticker im Vergleich

Das erste Foto hat ein freundlicher Zigarren.Zone Leser für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Es stammt aus Dezember 2013 (Boxingdate DIC13). Der Rand des Stickers ist goldfarbig, aber auf dem Foto erscheint es fast schwarz wegen dem Blitz und der Perspektive der Aufnahme. Danke an “B.G.” 🙂 Das zweite Foto zeigt noch einmal den Sticker vom Fake.

Das Siegel im Vergleich

Das erste Foto zeigt ein echtes Siegel in Grossaufnahme, so wie es 2015 in Umlauf war. Mit freundlicher Genehmigung von www.cubancigarwebsite.com, vielen Dank 🙂 Das zweite Foto stammt vom Siegel des vorliegenden Falls. Und: Das Hologramm ist auf dem zweiten Foto nicht erkennbar, es sieht schwarz-weiss aus, wie eine Kopie.

Das Hologramm ist auf Fotos immer zu erkennen

Nachfolgend zwei Fotos, mit dem Handy aufgenommen. Das Hologramm ist eindeutig zu erkennen. Fotos: Zigarren.Zone. Beim ersten Foto kann man nichts erkennen, weil das Licht reflektiert wird. Das zweite Foto wurde in anderer Perspektive aufgenommen. Man erkennt eindeutig, dass es sich um ein Hologramm handelt.

Boxingdates von Originalware

Fotos: Zigarren.Zone

SONY DSC

Das kannst du dir hinter die Ohren schreiben: Originalware bekommst du auf Kuba ausschliesslich in sogenannten “Casas”. Dort gibt’s dann auch die Quittung für die Originalware. Alles Andere sind Fälschungen oder “customer rolled cigars”. Das ist aber eine ganz andere Geschichte 🙂

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