Die Blicke sind sehr schnell auf mich gerichtet

Patricia Schwarzentruber ist durch und durch ein Genussmensch: “Die Blicke sind sehr schnell auf mich gerichtet wenn ich eine Zigarre rauche – von Männern”, sagt sie im Zigarren.Zone Interview. Da ist es nur natürlich, dass auch ein paar “Macho-Fragen” im Interview auftauchen – immer mit einem charmanten Augenzwinkern zu verstehen 😉 “blinzel-blinzel”.
Patricia, herzlich willkommen im Zigarren.Zone Interview. Du bist die erste Frau, die hier ein Interview gibt. Das geht in die Geschichte ein 😉
Hallo Vasilij, ich fühle mich geehrt, dass du gerade mich für ein Interview ausgewählt hast. Ich denke, es hätte da sicher noch viele andere Frauen gegeben, die diese Leidenschaft mit mir teilen. An dieser Stelle schon einmal herzlichen Dank für dein Interesse. Nun bin ich gespannt auf deine Fragen…
Du rauchst Zigarre? Als Frau? Wirst du nicht schief angeschaut, wenn du in Gesellschaft eine Zigarre rauchst? 🙂
Ja und…? Wieso soll eine Frau keine Zigarren rauchen im Zeitalter der Gleichberechtigung? 🙂 Bis jetzt durfte ich durch meine Rauchgenüsse nur positive Erfahrungen sammeln. Wenn ich in Gesellschaft Zigarren rauche, dann sind die Blicke einiger Männer sehr schnell auf mich gerichtet. Das soll jetzt nicht eingebildet wirken, aber irgendwie muss die Zigarre eine magnetische Anziehungskraft auf Männer ausüben…warum auch immer? Oft bekomme ich als Antwort zu hören:” Wow…ich bin beeindruckt, dass eine Frau Zigarre raucht und so wie das ausschaut nicht zum ersten Mal”, oder “Finde ich genial, dass du eine Zigarre rauchst!” Schief wurde ich deswegen noch nie angeschaut. Im Gegenteil, es sind dadurch oft interessante Gespräche entstanden und viele Männer sind davon einfach fasziniert oder sogar beeindruckt. Ein älterer Herr erfreute sich auch schon am Rauch meiner Zigarre. Ich wollte ihn aber nicht mit meinem „Qualm“ belästigen und sagte zu ihm, dass ich mich auch auf die andere Seite zum Rauchen setzen könnte. Er meinte dann zufrieden; “Auf keinen Fall, ich liebe es, wenn ich bei einer Frau mitrauchen darf und nicht selber rauchen muss, da ich aufgehört habe zu rauchen.“
Welche Zigarren magst du – dicke Dinger?
Ja, jaaaaa…da drückt doch wieder das männliche Geschlecht durch. Für all diejenigen, welche meine Posts auf FB in den Gruppen „Cigar Smokers Switzerland“, „Club der Zigarrenliebhaber“ oder „Zigarren – Die Kunst zu geniessen“ nicht kennen, da habe ich einmal vor nicht allzu langer Zeit gepostet, dass ich eher die grösseren Ringmasse bevorzuge. Das ist dir natürlich in Erinnerung geblieben Vasilij, deshalb auch diese Frage. Eine Robusto war das kleinste Format mit dem ich begonnen hatte zu rauchen. Zigaretten habe ich nie geraucht. Wenn ich was mache, dann eben richtig! 🙂 Um kurz vom Thema abzuschweifen. Als ich mich vor etwas mehr als 6 Jahren für eine Hunderasse entschied, da war es auch nicht der Chihuahua sondern eine Deutsche Dogge. Ich will damit aber nicht sagen, dass ich nur alleine vom Erscheinungsbild beeindruckt war…nein, da brauchte es schon mehr dazu.
Das Wesen und der Charakter, all dies und noch vieles mehr machen eine Dogge zu einem besonderen und einzigartigen Hund. Aber nun wieder zurück zur Zigarre. Ich bevorzuge Zigarren von leichter bis mittlerer Stärke. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich viele aus der Dominikanischen Republik rauche. Gerne probiere ich auch mir unbekannte Zigarren aus, die ruhig einmal ein bisschen stärker sein dürfen, damit ich meinen Horizont erweitern kann und anschliessend erkenne, was ich sonst vielleicht verpasst hätte oder worauf ich in Zukunft lieber verzichte. Mit der Zeit habe ich einfach festgestellt, dass mir grössere Ringmasse mehr Freude beim Rauchen bereiten. Zu meinen Favoriten zählt die EPC Inch No. 60 Gordo. Wirklich eine tolle Zigarre von der Stärke, vom Abbrand und vom Zugverhalten her. Die CAMACHO Connecticut Robusto habe ich kürzlich geraucht, was mich positiv überrascht hat. Denn zuvor hatte ich einmal eine CAMACHO Criollo Robusto und die war mir definitiv zu stark oder ich hätte sie vielleicht nach einem Essen verkosten sollen, damit sie mir besser bekommen wäre. Die Gurkha Cellar Reserve 15 Years und 18 Years haben es mir auch angetan. Die DALAY Reserva Maduro Zigarre mag ich auch sehr. An dieser Stelle könnte ich noch einige Zigarren aufzählen, die mir munden, aber das würde den Rahmen hier vermutlich sprengen.
Nun, das sind ja nicht gerade Kleinkaliber. Mögen Frauen nicht eher etwas kleines und zierliches? Eine Corona vielleicht, oder eine My Father mit der überaus hübschen rosa und romantisch anmutenden Anilla?
Ich möchte nicht stellvertretend für die Frauen sprechen. Aus meiner Sicht kann ich sagen, dass es nicht unbedingt etwas kleines sein muss. Ich denke es ist wichtig, dass jeder und jede seine Zigarren vom Geschmack und von der Grösse her den eigenen Ansprüchen entsprechend auswählt.
Aha, das war also die typische Macho-Frage eines Mannes. Wirst du von Zigarren Rauchern mit doofen Sprüchen oder so komischen Fragen oft konfrontiert?
Überhaupt nicht, ich bin jederzeit herzlich willkommen und das weiss ich sehr zu schätzen. Es ist toll in einer Männerrunde mitzurauchen und eventuell Tipps für neue Rauchgenüsse zu erhalten.
Ok, genug davon! Wenden wir uns jetzt dem Genuss hin 🙂
Das gefällt mir doch schon besser!
Warum geniesst du lieber grosse Zigarren?
Mit der Zeit wurden die Formate einfach immer grösser und irgendwie habe ich meinen Gefallen daran gefunden. Ich bin noch immer am Ausprobieren. Was ich sicher sehr schätze, das ist die Rauchdauer eines grösseren Ringformates. Die Rauchentwicklung und das Zugverhalten finde ich auch sehr angenehm. Bis jetzt waren alle grösseren Zigarren bis zum Schluss konstant von der Intensität her und erhielten bis zum Ende keinen bissigen Geschmack.
Was bedeutet es für dich, eine Zigarre zu geniessen?
Da ich ein grosser Genussmensch bin liegt es auch auf der Hand, dass ich am Zigarrenrauchen gefallen gefunden habe. Der Genuss einer Zigarre ist für mich eine Oase der Entspannung sei dies alleine oder in einer Gruppe. Mich fasziniert die Zigarre von ihrer Verarbeitung her bis hin zum Rauchvergnügen. Eine Zigarre zu geniessen bedeutet für mich Zeit zu nehmen für sich und seine Gedanken, Inne halten, vom Alltag abschalten, zur Ruhe kommen und sich voll und ganz der Zigarre und den genüsslichen Zutaten widmen. All das ist für mich Lebensqualität pur.
Leonardo da Vinci hat mal gesagt: “Die Zeit verlängert sich für alle, die sie zu nutzen verstehen.“
Schmeckt der Mann die gleiche Zigarre anders als eine Frau? Hast du damit Erfahrungen gemacht?
Ich denke das ist schwierig zu beurteilen, da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind. Da habe ich bis jetzt keine Erfahrungen gemacht worüber ich berichten könnte. Vermutlich müsste man einen Test starten bei dem zum Beispiel 5 Männer und 5 Frauen die selben Zigarren rauchen und ihre Geschmackserlebnisse austauschen.
Aber ich glaube nicht, dass es da so frappante Unterschiede geben würde. Ich kann mich jetzt aber auch täuschen?! Ich habe Zigarrentipps von Männern erhalten, die genau meinem Geschmack entsprachen, da war aber auch die Stärke entscheidend.
Welchen Job machst du?
Ich bin nicht in der Zigarrenbranche tätig. In meinem Berufsalltag als Lehrperson unterrichte ich das Fach textiles und nicht textiles Werken an der Primarschule. Es ist mir ein grosses Anliegen mit meinem Fach bei den Kids die Freude und das Geschick an handwerklichen Kreationen zu fördern und ihnen einen Input zu vermitteln, wie sie ihre Freizeit mit aktiven Arbeiten gestalten können. Ich liebe meinen Beruf, denn die Kinder geben dir 1:1 zurück, was sie denken und fühlen. Ich bin durch und durch ein kreativer Mensch und setze sehr gerne auch eigene Ideen um, deshalb biete ich nebenbei in meinem Hauseigenen Atelier „creation4you“ handwerkliche Kurse in Form von Abendkursen oder Tageskursen an. Meine eigens entworfene Lichterkugel fand bei den Kursteilnehmerinnen so grossen Anklang, dass mittlerweile in Kursen und auf Bestellung schon ganze 145 Lichterkugeln entstanden sind. Die Tageskurse sind sehr beliebt, denn an solch einem Tag werden die Kursteilnehmerinnen mit einem köstlichen Mittagessen von meinem Mann verwöhnt. Das Mittagessen beinhaltet eine Vorspeise, ein Hauptgang, ein Dessert, ein Glas Wein und einen Kaffee zum Nachtisch. Ich hatte auch schon Ehemänner, die sich einfach zum Mittagessen dazu gesellen wollten. Das Mittagessen muss man sich aber mit „harter Arbeit“ verdienen! 🙂 Du siehst, auch da ist uns der Genuss verbunden mit einer Auszeit zum Plaudern wichtig. Mein Mann und ich produzieren auch eigene alkoholische Getränke (Limoncello, Orangecello, Himbeerlimes & Erdbeerlimes), die bei unseren Kunden sehr beliebt sind. Zur Zeit gönne ich mir bei meinen Kursen eine Ruhephase, da ich im letzten Jahr sehr engagiert war und wenig Zeit zum Abschalten und Geniessen hatte.
Diese beiden Links führen zu meiner Homepage und zu meiner Seite auf Facebook.
https://de-de.facebook.com/pages/creation4you/119561584839470
Sich bewusst Zeit nehmen um zu geniessen, ist heutzutage der grösste Luxus. Was geniesst du gerne?
Wie bereits erwähnt bin ich durch und durch ein Genussmensch! Ich liebe es auswärts ein feines Essen zu geniessen und anschliessend den Abend in einer Lounge mit einer tollen Zigarre abzurunden. Ein köstliches Essen ohne Wein geht schon mal gar nicht. Da habe ich Glück, dass mein Mann ein Weinliebhaber ist und wir so zu unserem Essen bei Einladungen mit Gästen immer den passenden Tropfen geniessen dürfen. Es ist mir wichtig Zeit zu nehmen für einen schönen Abend mit Freunden an dem mein Mann und ich die Gäste von A-Z verwöhnen können. Beim Rauchen einer Zigarre schätze ich eine nicht zu laute Hintergrundmusik. Für einen Filmabend bin ich jederzeit zu haben. Die vielen Spaziergänge mit meinem Vierbeiner sind für mich auch eine grosse Lebensqualität. Hierbei kann ich den Gedanken freien lauf lassen und die Natur mit ihren schönen Eigenschaften wahrnehmen.
Welche Getränke magst du in Kombination mit einer Zigarre?
Ohhhh, da habe ich verschiedene Vorlieben. Mal bevorzuge ich einen Espresso nature, dann darf es sehr gerne einen leckeren Portwein sein, ein Glas Rotwein ist auch nicht zu verachten, einen Single Malt (da eher die feinen, nicht zu torfigen und eher süsslich-fruchtigen Varianten, wie Glenfiddich Reserve, Cardhu, Dalwhinnie , Maccallan 18 Years, Cragganmore um nur einige davon zu nennen) oder einen Caipirinha zum Beispiel zu einer Patoro Serie P Balthasar.
Bist du in Gesellschaft die einzige Frau, die eine Zigarre geniesst? Welche Zigarren geniessen deine Kolleginnen und Freundinnen?
Wenn ich in Gesellschaft eine Zigarre rauche, dann ist dies hauptsächlich in männlicher Begleitung. Es ist eher eine Seltenheit, dass Freundinnen oder Kolleginnen von mir Zigarre rauchen. Trotzdem durfte ich schon zwei davon für diese Leidenschaft begeistern.
Wie lagerst du Zigarren?
Ich lagere meine Zigarren in einem Griffins Humidor Carbon 50. Nur kommt dieser mit seinem Fassungsvermögen langsam an seine Grenzen. Ursprünglich hatte ich diesen Humidor meinem Mann geschenkt, aber da er erst durch mich zum Zigarrenrauchen gekommen ist und diesen Genuss nicht so oft zelebriert, kontrolliere und fülle ich den Humidor mit Zigarren auf. Ich spare nun für einen Humidor aus der Nüesch Kollektion. Ich durfte die wunderschönen Humidore von Remo Marc Nüesch live erleben und bin fasziniert von seiner Arbeit und dem Befeuchtungssystem.
Was treibt dich an, eine neue Zigarre zu probieren? Ist es die Werbung, die du siehst? Oder das Image der Marke?
Die verschiedenen Posts in den Zigarrengruppen auf FB sind sehr inspirierend. Willkommen sind auch Tipps und Empfehlungen von Freunden oder Zigarrengeschäften und News in den verschiedenen Zigarrenmagazinen wie „Cigar“, „Cigar Journal“, „CigarClan“ oder „Cigar“. Die Newsletter der verschiedenen Onlineanbietern können auch zum Genuss einer neuen Zigarre anregen.
Welchen Rat möchtest du einer Frau geben, die mit dem Gedanken spielt, das erste Mal eine Zigarre verkosten zu wollen?
Wenn die Möglichkeit besteht, dann würde ich die erste Zigarre in Begleitung eines Afficionados empfehlen. Dieser kann die korrekten Tipps zum Handling der Zigarre anschaulich erklären und bei Fragen direkt behilflich sein, so dass die erste Verkostung erfolgreich verläuft.
Ja, die wichtigste Frage zum Schluss: Wie bist du auf das Zigarrenrauchen gekommen? War dir das Kuchenbacken einfach zu wenig anspruchsvoll? Ja, ich weiss, Macho-Frage 😉
Du wieder…! Nein, das war es mit Sicherheit nicht! Mein Vater hat in meiner Kindheit zuerst sehr lange Pfeife und später dann Zigarren geraucht. Muss zwar sagen, dass ich diesen Qualm als Kind gehasst habe. Tja und was mache ich nun…ich rauche selber Zigarren! Das Zigarrenrauchen ist für mich eine faszinierende Prozedur. Von der Pflanze bis zur fertigen Zigarre sind einige Arbeitsschritte nötig, die ein grosses handwerkliches Geschick fordern. So was beeindruckt mich natürlich von meinem Beruf her sehr. Vor gut 16 Jahren habe ich bereits meine erste Zigarre geraucht. Ups…da war ich gerade mal 28 Jahre jung. Du darfst nun selber rechnen, wie alt ich jetzt bin. In meinen Augen genau das richtige Alter um bewusst zu geniessen!;-) Begonnen habe ich mit Griffins, Davidoff und Zino. Ich war eine Genussraucherin und hatte nicht sehr oft geraucht. Dann war einige Jahre Funkstille, danach ab und zu wieder eine, wenn es die Gelegenheit ergab und seit 5 Jahren bin ich wieder vermehrt am Rauchen. 2014 hat die Intensität und das Interesse an Zigarren wieder deutlich zugenommen. Ich durfte durch die Gruppe „Cigar Smokers Switzerland“ neue Bekanntschaften schliessen, was mich sehr freut.
Fotos: Patricia Schwarzentruber
Patricia, herzlichen Dank für deine Zeit, das schätze ich sehr. Ich wünsche dir weiterhin ganz viele genussreiche Momente 🙂
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