Annette Meisl schmuggelte ihre eigene Zigarre nach Kuba

Liebe Zigarren.Zone Freunde, heute ist es mir ein besonderes Vergnügen, mit euch das faszinierende Interview mit der bekannten Künstlerin und Managerin Annette Meisl zu teilen. Es war das Jahr 1999, als sie erstmals Kuba besuchte. Sie verbrachte den Milleniumstag auf der Veranda von Gregorio Fuentes. Er war 50 Jahre zuvor der Kapitän von Ernest Hemingway und wusste so manchen Seemannsgarn zu spinnen. Diese Begegnung mit ihm war denn auch der schöpferische Akt zum Verwirklichen ihrer “La Galana” in Köln. Sie wollte dieses Lebensgefühl nach Deutschland bringen. Annette Meisl ist zudem die erste Frau der Welt, welche ihre eigene Zigarrenmarke mit nach Kuba geschmuggelt hat…
Die Fotos stammen von Dario Scandura.
Wenn Sie die Türe zu Ihrem Zigarren-Reich „La Galana“ in Köln öffnen und eintreten, was bedeutet das für Sie? Der Lärm der Strasse verschwindet hinter mir. Ich betrete eine ganz eigene, magische Welt. Aller Stress fällt von mir ab. Ich fühle mich zuhause, geborgen und inspiriert. Und dieses Gefühl haben scheinbar auch meine Gäste – das sagen sie zumindest…
Schauen wir uns gemeinsam den Funken der Schöpfung Ihres Zigarren-Reichs an: Gregorio Fuentes (ehemaliger Kapitän von Ernest Hemingway, Anm. d. Redaktion) ist ein wichtiger Mann in Ihrem Leben. Warum? Ein Künstlermanager-Kollege aus München hatte mir von ihm erzählt. Da wurde ich neugierig. Bei meiner ersten Kuba-Reise besuchte ich ihn am Milleniums-Nachmittag in Cojimar, einem Stadtteil von Havanna. Der damals 103-jährige bewirtete mich auf der Holzveranda seines kleinen Häuschens mit einem leckeren kubanischen Rum und einer Zigarre. Es war die erste meines Lebens. Dazu erzählte er spannende Geschichten aus der Zeit, als er mit Hemingway Schwertfische und Merline fing. Ein unvergesslicher Nachmittag. Diese Lebensphilosophie eines weisen Mannes, seine Kunst das Leben zu genießen, trotz sichtbarem Mangel an den alltäglichsten Dingen beeindruckte mich tief. Die Rauchwolken, die aus unseren Zigarren gen karibischen Himmel stiegen wurden so für mich Sinnbild einer Lebensart, die ich bewundere. Das wollte ich gerne mitbringen nach Deutschland. Mein Geschenk an meine Gäste…
Welchen Seemannsgarn finden Sie am unglaublichsten, den er für Sie gesponnen hat? Die Geschichte, wie er Hemingways Sohn Gregory rettet, der von einem Hai angegriffen wird. Der kleine war damals 6 Jahre alt und Gregorio, nachdem übrigens Hemingway seinen Sohn benannt hat – erlegte den Hai mit einem Maschinengewehr. Klingt irgendwie verrückt, oder?
Ein weiterer wichtiger Mann in Ihrem Leben ist Reynaldo Creagh (kubanischer Sänger, Anm. d. Redaktion). Warum? Rey lernte ich Mitte der Neunziger Jahre kennen, damals war er zarte 78 Jahre alt und stand am Beginn einer großen Karriere. Er war der Gründer der „Boygroup“ Vieja Trova Santiaguera, fünf Mann, insgesamt 400 Jahre alt! Als Künstlermanagerin und Tourpromoterin schickte ich die Jungs auf Tournee durch Mitteleuropa und wir hatten jede Menge Spass. Rey lud mich damals ein, sie alle in Santiago de Cuba zu besuchen. Das war ein Erlebnis! Jeder der fünf war Patriarch eines großen Clans, viele der Nachkömmlinge auch selber Musiker. Ich wurde von Familie zu Familie weitergereicht und überall hörte ich den mitreißenden ‚Son Cubano‘ die typische kubanische Musik, die später durch den Film Buena Vista Social Club weltberühmt wurde.
Als ich 2009 meine Zigarrenmanufaktur eröffnete, war Rey die Hauptfigur der großartigen Show „Bar at Buena Vista“ und bekam in der Philharmonie Köln und allen anderen großen Häusern jedes Mal Standing Ovations für seine Auftritte. Damals bat ich ihn, die ideelle Patenschaft für La Galana zu übernehmen, was er sofort begeistert annahm. Wir veranstalteten ein authentisches kubanisches Santeria-Ritual in unseren Räumen und seit dem war er unser ‚Padrino’.
Wegen ihm bin ich wahrscheinlich auch der allererste Mensch, der auf die Idee gekommen ist, Zigarren nach Kuba zu schmuggeln. Was heißt schmuggeln… Da es kein Mensch tun würde, gibt es wohl auch kein Verbot. Ich versorgte ihn bei jedem Kubabesuch und bei jeder Tournee in Europa mit La Galana Zigarren, die er liebte.
Anmerkung der Redaktion: ???? 🙂
Was lieben Sie an Reynaldo? Er war ein hervorragender Sänger, ein Patriarch von der besten Sorte, ein geradliniger und treuer Freund unseres La Galana Teams. Gott hab ihn selig.
Was lieben Sie ganz besonders an Ihrem Zigarren-Reich? Die Zeitlosigkeit. Die Ruhe. La Galana ist eine Oase.
Sie führen auch Events in Ihrer „La Galana Cigar Lounge“ durch. Was geht da ab? Wir haben eine „mobile Zigarrenmanufaktur, wir zeigen die Kunst des Rollens auf Veranstaltungen. Da zelebrieren unsere La Galana Ladies dieses altehrwürdige Handwerk, das auch mal in Deutschland von größter Bedeutung war.
Was lieben Sie am meisten an Ihren „La Galana“ Events? Die tollen Reisen. Wir waren schon auf Kreuzfahrtschiffen, in Luxushotels, u.a. in Abu Dhabi, Dubai und Montecarlo. Wir lernen interessante Länder kennen und ich persönlich liebe natürlich die spannenden Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
Sie produzieren mitten in Köln Ihre eigene Zigarrenmarke, die „La Galana“. Der Tabak stammt aus Nicaragua. Warum können Sie keinen Tabak aus Cuba importieren? Cuba benötigt den Tabak für die eigenen berühmten Marken. Wir haben den besten Tabak gesucht und gefunden! Wir sind sehr zufrieden mit den Blättern aus Nicaragua und Honduras, die übrigens alle aus Kubasaat gezogen werden.
Kennen Sie die Tabakplantagen selber und kaufen dort ein? Oder wird so etwas bei einer Art Grosshandel-Gemeinschaft eingekauft? Ich habe exzellente Kontakte und war selber noch nicht dort, aber diese Reise steht auf dem Programm.
Welche Formate stellen Sie her? In der eigenen Produktion vor allem Corona und Petit Corona. Ansonsten stellt meine Partnermanufaktur in Honduras für mich folgende Formate nach meinem Spezialrezept her: Petit Corona, Corona, Robusto, Torpedo, Petit Toro, Churchill und seit kurzem Toro Gordo.
Übrigens, wir bieten für unsere Kunden auch Private Labels Zigarren an. Da kann man schon für Kleinstmengen eine Banderole mit dem eigenen Namen oder dem Namen von Freunden bekommen.
Wer rollt diese Zigarren bei Ihnen in Köln? Meine kubanischen Rollerinnen Alicia Parrada und Magaly Laugart. Seit einigen Jahren rolle ich auch selber, die kubanische Meisterin Silvia Hernandez hat mich jahrelang unterrichtet. Sie stammt aus der berühmten Anbaugegend Pinar del Rio östlich von Havanna und ist selber – so verrückt es auch klingen mag – unter einer Tabakpflanze auf die Welt gekommen, auf der Plantage von Alejandro Robaino, wo ihre Eltern als Tabakpflanzer arbeiteten. Sie ist eine großartige Rollerin und arbeitete in der Manufaktur, die auch die berühmten Cohibas herstellt. Ich liebe diese Tätigkeit, das entspannt mich. Und ich finde es wichtig, als Unternehmerin alle Bereiche meines Betriebes im Detail zu kennen.
Wenn ich mal zwischen Geschäftsverhandlungen, diversen Events, Ladendienst, Schreibretreats und Proben für Konzerte Zeit finde, dann rolle ich selber und erde mich damit. Eine herrliche Entspannung und die Zigarren gelingen inzwischen sehr gut. Das sagen zumindest meine Kunden.
Was können Sie uns über den Blend der Zigarren verraten? Es sind hervorragenden Blätter aus dem Jalapatal. Kubasaat in Nicaragua und Honduras gezogen. Der Rest ist ein großes Geheimnis…
Welche lustige Story, die Sie mit Zigarren erlebt haben, können Sie den Zigarren.Zone Lesern und Leserinnen erzählen? Eines Tages waren wir mit unserem Team in Wien. Wir benötigten für einen Event einen Zigarrenbrenner, um die vielen Zigarren abends anzuzünden. Durch Zufall entdeckte ich das Geschäft von Dr. Mohilla am Kohlmarkt. Er wollte meine Zigarren kennenlernen, schnitt sie zusammen mit seiner Tochter, der unvergleichlichen und bewundernswerten Maria, wie ein Chirurg über die Ladentheke gebeugt auf. Schnupperte daran, prüfte die Position der Einlageblätter und strahlte mich an. „Die möchte ich importieren!“ Er diktierte mir die Preise und ich war ganz erstaunt, dass sie ungefähr dreimal so hoch lagen, wie unsere Preise in Deutschland. „Das sind ihre Zigarren wert!“
Später erfuhr ich, dass sie sogar Eingang in den berühmten Humidor des russischen Oligarchen Abramovic gefunden haben. Eine grosse Ehre für uns.
Weitere Bausteine in Ihrem Leben sind: Sie sind Autorin und Künstlerin. Was lieben Sie an Ihrer Künstleragentur „La Gala – Internationale Kulturprojekte“? Ich designe Events für Firmenkunden. Es macht mir großen Spaß, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und Musikern, Tänzern, Schauspielern die Möglichkeit zu geben, in einer von mir kreierten Szenerie zu Höchstformen aufzulaufen. Wir veranstalten kubanische Abende, Zirkusfeste, Akrobatikevents und vieles andere mehr. Sehr beliebt sind die von uns veranstalteten Seminare. Wir veranstalten diese in meinem Zigarrensalon in Köln, aber auch aushäusig bei unseren Kunden, da kann man viel Wissenswertes über den Tabakanbau und die Zigarrenherstellung lernen und vor allem selber eine Zigarre rollen. Ich veranstalte auch Seminare zum Thema Rum, Whisky, Literatur (zum Beispiel Hemingway) und natürlich auch Lesungen und Diskussionsrunde zu meinem Buch ‚Fünf Männer für mich‘.

Als Autorin haben Sie das Werk „Fünf Männer für mich“ geschaffen. Hier komme ich zum dritten, wichtigen Mann in Ihrem Leben: Ihrem Ex-Mann. Was hat er in Ihrem Leben bewirkt?
Ich hatte eine sehr schöne Zeit mit ihm, die ich auch keineswegs bereue. Ich habe immer meine Träume gelebt. Damals hatten wir die Idee, in die Türkei auszuwandern, nach Bodrum, einem schönen Fischerdorf an der Ägäisküste. Wir bauten sogar ein Boot dort, 23 Meter, aus Holz, auf dem wir Events veranstalteten. Leider habe ich nachher alles verloren, weil ich den falschen Menschen vertraut habe. Aber ich sehe das heute als Lehrgeld. Und die schönen Erlebnisse kann mir keiner klauen. Die Trennung half mir, meine eigenen Potentiale noch konzentrierter auszuloten und ich hatte das Gefühl, wie Phoenix aus der Asche zu steigen. Die Gründung von La Galana, die Entdeckung meiner Stimme, der Schritt auf die Bühne, meine Tätigkeit als Autorin und Coach, das alles habe ich danach entdeckt. Und ich freue mich auf all die Überraschungen, die das Leben noch für mich bereit hält. http://www.fuenf-maenner-fuer-mich.de
Wenn es irgend etwas gäbe, die Sie den Zigarren.Zone LeserInnen geben würden, was wäre das? Lebe den Moment. Und wie kann man es besser, als bei einer guten Zigarre?
Antworten