Cigarren Flury AG

Cigarren Flury AG – Der denkwürdige Tag

Cigarren Flury AG ist seit der Gründung im Jahr 1867 in Familienbesitz. Vermutlich ist es das älteste Tabakwarengeschäft der Schweiz. “Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre: Am 30.05.1991 rief mich mein Vater in der Bank an und sagte, dass heute um 17.15 Uhr im Schweizerhof eine dringende Sitzung mit dem Treuhänder stattfände. Zack – mein Vater legte auf und ich sass am Schreibtisch und hatte die grössten Bedenken, dass mit der Firma vermutlich etwas passiert war,” erzählt mir Hubert Jacques Choquard, der heutige Besitzer. Was ist an diesem denkwürdigen Tag passiert?

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Die Serie “Habanos Original 2022” wird unterstützt vom offiziellen Importeur kubanischer Zigarren Intertabak AG. Die ganze Serie findest du hier >

Kälte, Handschuhe und Kappe

Wir machen einen Sprung zurück. Es war Weihnachten im Jahr 1968. Hubert Jacques Choquard war ein 10-jährige Bube. Seine Eltern waren Inhaber der Cigarren Flury AG. “Guätä Taaag”, sagte der aufgeweckte Bube, als Kunden in den Laden gehen wollten. Er öffnete ihnen die Türe und verbeugte sich zur Begrüssung etwas. Er öffnete auch den Kunden die Türe, die ihre Weihnachtsgeschenke soeben eingekauft hatten und den Laden verlassen wollten. “Schöööni Wiänächte, dancke vielmoool,” sagte er, auch hier mit einer kleinen Verbeugung.

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Cigarren Flury AG
Hubert Jacques Choquard ist der Inhaber der Cigarren Flury AG. Seit der Gründung im Jahr 1867 ist das Tabakfachgeschäft in Familienbesitz und ist vermutlich das älteste Tabakwarengeschäft der Schweiz.

Er stand draussen vor dem Laden. “Es war saukalt,” lacht Hubert Jacques Choquard, als er mir das erzählt. “Ich hatte schöne Handschuhe an, natürlich auch eine Kappe und ich war warm eingepackt. Aber diesen Kontakt mit den Kunden, in diesem Augenblick, das hat mir wirklich sehr gefallen!”

“Ich bekam beim Abendessen immer alles mit, wenn meine Eltern über das Business sprachen,” erzählt er mir. “Das weckte schon früh mein Interesse. Ich weiss noch, als ich einmal eine Schublade im Laden öffnete, und eine Zigarettenschachteln sah: Das kostete damals CHF 1.25 pro Packung. Aber am meisten hat mich immer der Duft im Laden fasziniert. Dieser typische süsslich-herbe Duft nach Tabak.”

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Wow – denkmalgeschützt und “die gute alte Zeit”. Herzlich Willkommen bei Cigarren Flury. Bitte, komm herein!

Kommt überhaupt nicht in Frage!

Später war für Hubert Jacques Choquard die Zeit gekommen, als er eine Lehre machen wollte. Am liebsten im elterlichen Betrieb. “Kommt überhaupt nicht in Frage!” sagte damals sein Vater zu ihm. “So etwas ist der einfachste Weg!” ergänzte sein Vater.

Hier findest du Cigarren Flury AG:

Und weiter: “Du verdienst dir deine Sporen erst einmal ausserhalb unserer Firma. Du machst zunächst eine dreijährige kaufmännische Handelsschule.” Zack – Ende der Diskussion! Im elterlichen Betrieb arbeiteten damals seine Eltern und seine Tante. Danach war er zwei Jahre im Sprachaufenthalt in England, Italien und Spanien.

Mit Geld umgehen lernen

Danach hat Hubert Jacques Choquard in der Bank gearbeitet und lernte, wie man mit Geld richtig umgeht. “Ich habe auch zwei Jahre in Singapur für die Bank gearbeitet,” sagte er.

Später arbeitete er wieder in der Schweiz und war Anlageberater in einer Schweizer Bank. Im Bankwesen hat er insgesamt 10 Jahre gearbeitet. “Und eben, an jenem Tag am 30.05.1991 zitierte mich mein Vater in den Schweizerhof. Um 17.15 Uhr war eine dringende Sitzung mit dem Treuhänder der Firma und meinen Eltern. Ich dachte, klar, die Firma ist vermutlich Konkurs, obwohl das gar nicht sein kann!”

Du musst sofort kündigen!

Als er im Schweizerhof ankam, begann die Sitzung und sein Vater sagte: “Deine Tante ist in der Firma ausgefallen. Du musst bei uns einsteigen und sofort in der Bank kündigen.” Hubert Jacques Choquard verspürte einen Schlag in der Magengrube. Die Tante ist ausgefallen, ohje, und nun? Und überhaupt, was soll das bedeuten, du musst bei uns einsteigen? Die Firma kaufen? Die Firma leiten? Wie soll ich das denn machen? Diese Gedanken und Gefühle rasten in Sekundenbruchteilen vom Bauch ins Gehirn und wieder in den Bauch zurück. “Das war mein Einstieg ins Zigarrenbusiness.”

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Was für ein Anblick! Achte mal auf das Jugendstil-Glas hinten…
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…das hier meinte ich. Ist das nicht fantastisch? Die Denkmalbehörde in Bern gab Hubert Jacques Choquard vor dem Umbau im Jahr 2010 die Auflage, dass dies durch nichts – und zwar wirklich durch gar nichts (!) – zu verdecken sei und man es vom Schaufenster und vom Ladeninneren unverdeckt sehen muss.

“Welche Kündigungsfrist hast du?” frage ihn sein Vater. Er war ein Mann, der keine Zeit verplemperte und direkt, klar und präzise sagte, was er dachte. “Äh – zwei Monate”, antwortete Hubert Jacques. “Gut! Morgen ist der 31. Mai, du kündigst und am Montag, 02.08.1991 fängst du im Laden an.” Die Sitzung war beendet. Zack – bumm – sein Vater fackelte nicht lange rum! Die Gedanken und Gefühle kreisten noch eine Weile im Kopf von Hubert Jacques an diesem Abend. Am nächsten Tag überreichte er seinem Vorgesetzten seine Kündigung. “Ich steige in den elterlichen Betrieb ein,” verkündete er ihm. “Ich glaube, etwas stolz war ich schon, aber ich hatte auch Respekt davor”, erklärt er mir.

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Was das Herz begehrt für den gepflegten Rauchgenuss – bei Cigarren Flury AG wirst du fündig.

Du kannst dich nicht mehr hinter deinen Eltern verstecken!

Die Einarbeitung in die neue Aufgabe als zukünftiger Unternehmer begann schon im Juli 1991. Er arbeitete noch bei der Bank und am Abend und den Wochenenden gab’s immer viel zu besprechen. “4,5 Jahre habe ich mit meinen Eltern zusammen gearbeitet, bis Ende 1994. Ich lernte das Business kennen.” Auch hier war sein Vater immer präzise und direkt. “Per 01.01.1995 übernimmst du die Firma,” sagte er ihm.

Hubert Jacques Choquard dachte nach. Seine Gedanken waren kristallklar: “Ab Dienstag, 3. Januar 1995, wenn du im Laden stehst, kannst du dich nicht mehr hinter den Eltern verstecken!”

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Der begehbare Humidor mit Habanos und Zigarren aus anderen Ländern.

“Als ich am 3. Januar 1995 die Türe zum Laden aufschloss,” erzählt er mir, “war das ein ganz besonderer Moment. Ich ging hinter den Tresen und da wurde mir bewusst: Alles, was ich ab jetzt entscheide und mache, liegt in meiner Verantwortung.”

Unser Gespräch war ein paar Sekunden lang still. Ich liess diesen Augenblick des Innehaltens zu und löcherte ihn nicht gleich mit der nächsten Frage. “Ja, das war damals an jenem Dienstag wirklich ein ganz besonderer Tag für mich,” schloss Hubert Jacques seine Erzählung dieser Etappe aus seinem Berufsleben.

Ich spreche ihn auf das Thema “Verfügbarkeit der Kuba Zigarren” an. “Wie erleben Sie die Situation im Jahr 2022?” -“Das ist eine sehr interessante Situation,” sagt er. “Unser Lager ist fast leer, im Vergleich zu früher. Derzeit existiert eine Übernachfrage nach Kuba Zigarren. Etwa die Hälfte unserer Verkäufe, nehmen die Kunden in den asiatischen Raum mit. Wenn ich Zigarren bestelle, dann bekomme ich nur einen Teil von meiner Bestellung; aber von den Spezialitäten, oder grössere und dickere Formate, werden zugeteilt. Entweder man kauft sie sofort, oder lässt es bleiben.

Spannend ist es zudem auch deshalb, weil wir eine Liste führen, welchem Kunden wir welche Zigarren verkauft haben. Denn ich möchte niemanden benachteiligen. Bekommt heute jemand eine Kiste Cohiba Behike, dann soll in ein paar Wochen jemand anders eine Kiste Cohiba Behike bekommen.”

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Cigarren Flury AG ist Habanos Specialist und bekommt deshalb mehr Habanos zugeteilt durch den offiziellen Importeur Intertabak AG. Auch in den aktuellen schweren Zeiten, während den markanten Lieferengpässen in den Jahren 2021 und 2022, gibt’s ein bisschen mehr Habanos, als in anderen Geschäften, die keinen Sonderstatus haben.

“Was ist mit Ihrer Lounge? Wie läuft das Geschäft?” frage ich ihn. Er lacht und sagt: “Haiaiai – das ist eine ganz eigene Story!” Ok, ich bin ganz Ohr! Er erzählt: “Die Lounge befindet sich im gleichen Gebäude, oben im 6. Stock. Der Raum wurde frei, ich glaube es war im Jahr 2018. Ich machte einen Businessplan und sprach mit dem Vermieter. Wir bekamen den Zuschlag. Im Jahr 2019 bauten wir um.

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Endlich! Die neue Lounge kann im Mai 2022 offiziell eröffnet werden! Geplant war das schon 2020. Aber dann kam die Pandemie.

Wir haben viel Geld in das Mobiliar investiert – welches teilweise in Italien handgefertigt wurde, nach meinen Vorgaben. Dann war alles eingerichtet (und ich habe auch das Wirtepatent gemacht). Wir wollten im Jahr 2020 eröffnen. Und Sie wissen ja, was dann passiert ist im März…”

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Die Möbel sind Sonderanfertigungen aus Italien. Hier hat die Cigarren Flury AG viel Geld investiert in Qualität und Sitzkomfort.

“Pandemie und Lockdown,” rief ich. – “Genau!” erwiderte er. “Können Sie sich diesen Schlamassel vorstellen? Wir haben Geld investiert und waren bereit, in der neuen Lounge unsere Kunden zu verwöhnen und zu bedienen. Weil die Situation auch danach so unsicher war, liessen wir die Lounge geschlossen. Aber jetzt, im Mai 2022, geht’s endlich los! Und darauf freuen wir uns wirklich ganz besonders!”

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Spirituosen und Humidore. Dank dem Wirtepatent darf in der Lounge gerne auch Alkohol zur Zigarre genossen werden.

“Wie haben Sie Ihre Nachfolge geregelt?” frage ich. “Die Firma bleibt in Familienbesitz. Seit Sommer 2021 ist unsere langjährige Mitarbeiterin, Frau Tamara Burri, die Geschäftsführerin. Ich werde mich nach und nach zurückziehen und im Betrieb als Berater arbeiten.”

Zum Schluss möchte ich wissen, welche drei Top Kuba Zigarren er am liebsten mag? “Das kommt auf ein paar Parameter an,” erklärt er. “Wie viel Zeit habe ich? Möchte ich die Zigarre vor dem Essen oder nach dem Essen geniessen? Was trinke ich dazu? Ist es Sommer oder Winter (welche Temperatur haben wir)? Dann wähle ich gerne eine Kuba Zigarre mit Ring 50 aufwärts. Dünnere Zigarren nehme ich eher selten. Eine bestimmte Marke bevorzuge ich nicht, es kommt auch auf meine Stimmung an,” lacht er.

Wir schliessen unser Gespräch, in dem er nochmals sagt: “Können Sie sich das vorstellen? 1968 hat ein Päckli Zigaretten CHF 1.25 gekostet!” Wir beiden lachen.

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